Warum sich manche Menschen nie entschuldigen
Shownotes
Warum fällt es manchen von uns so schwer, sich zu entschuldigen? Eine Entschuldigung kann Brücken bauen und Harmonie wiederherstellen. Sie kann ein Zeichen von Einsicht und Größe sein. Und doch scheint es einigen fast unmöglich, um Entschuldigung zu bitten. In dieser Folge sprechen Franca und Christian über die psychologischen Mechanismen, die dahinter stecken können. Welche Rolle spielen Scham, Stolz und Angst? Was wir verlieren, aber auch was wir gewinnen können, wenn wir eine Entschuldigung verweigern, erfahrt ihr in dieser Podcastfolge.
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Transkript anzeigen
00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Episode Psychologie To Go.
00:00:05: Das ist dein Podcast für hilfreiche Gedanken und Impulse direkt aus meiner psychotherapeutischen Praxis.
00:00:12: Hallo, schon wieder Sonntag und schon wieder Zeit für Psychologie To Go.
00:00:17: Mein Name ist Franka Gerouti, ich bin Psychotherapeutin und heute geht es um ein Thema, das mit Sicherheit ganz, ganz viele Menschen aus ihrem Alter kennen.
00:00:27: Ob das jetzt im Freundeskreis ist, oder am Arbeitsplatz oder vielleicht sogar in der Partnerschaft.
00:00:35: Es gibt so ein paar Kandidaten und Kandidatinnen, denen es scheinbar wahnsinnig schwer fällt, sich zu entschuldigen oder aufrichtig, um Verzeihung zu bitten.
00:00:47: Und es gibt schon aus psychologischer Sicht ein paar Gründe, warum einem das eigentlich schwerfallen könnte und darum soll es in dieser Folge mal gehen.
00:00:56: Also warum können sich manche Menschen eigentlich sogar nicht entschuldigen.
00:01:02: Und das würde ich heute gerne mit meinem Mann Christian beleuchten.
00:01:06: Du kennst ihn bestimmt schon, es sei denn, du schaltest heute das erste Mal ein, dann stelle ich ihn dir auch noch kurz vor.
00:01:12: Er heißt Christian Weiß, er ist mit mir verheiratet und er ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.
00:01:20: Christian, wann hast du dich denn das letzte Mal entschuldigt?
00:01:23: und wann hast du dich das letzte Mal nicht entschuldigt?
00:01:27: Das letzte Mal etwas größer entschuldigt habe ich mich, als mir unsere Nachbarin die Hammelbeine langziehen wollte.
00:01:34: Das hat sie so gesagt, ne?
00:01:37: Sie zieht dir jetzt die Hammelbeine lang.
00:01:40: Sie müsste mir die Hammelbeine langziehen, weil ich zu viel Papier in die Tonne gestopft habe.
00:01:46: Und ehrlich, ich habe nicht gewusst, dass das nur so selten gelehrt wird und es war im Verhältnis bestimmt zu viel.
00:01:54: Da habe ich eine gewisse Schuld auf mich geladen, das habe ich eingesehen und habe mich entschuldigt dafür.
00:02:01: Das heißt, wenn man es ganz genau nimmt, was ist ihr entschuldigen?
00:02:04: Ich habe darum gebeten, dass sie die Schuld, die ich empfinde, sozusagen von ihrer Seite als, na ja, im weitesten Sinne geschädigte, von mir nimmt.
00:02:15: Und das letzte Mal ganz bewusst nicht entschuldigt, ist gar nicht so lange her.
00:02:19: Das habe ich mich nicht, als jemand so eine Entschuldigung eingefordert hat und sogar mir gedroht hat mit verschiedenen Dingen.
00:02:27: In Wirklichkeit uns gedroht hat mit verschiedenen Dingen, wenn wir uns nicht entschuldigen.
00:02:32: Aber da wir keine Schuld auf uns geladen haben, ist eine Entschuldigung auch nicht angebracht.
00:02:38: Geht ja gar nicht.
00:02:39: Naja, also wenn man genau hinschaut.
00:02:42: ginge das theoretisch schon, weil es gibt ja verschiedene Arten von Entschuldigung.
00:02:46: Es gibt eine Entschuldigung, wo man so wie du anerkennt, ja, ich habe Schuld auf mich geladen und ich bitte sozusagen um Verzeihung, dass ich das gemacht habe, ich übernehme Verantwortung, ich sehe den Schaden, der vielleicht entstanden ist oder die Verletzung und... Das ist sozusagen die Schuldanerkennens-Entschuldigung.
00:03:05: Und dann gibt es ja aber auch noch sowas wie eine Empathie-Entschuldigung, so eine Sorry-Entschuldigung.
00:03:11: Also das passiert zwischen uns beiden auch ganz oft, dass irgendwas ist und ich sage zu dir, oh das tut mir leid.
00:03:17: und dann sagst du ganz oft, naja du kannst ja nichts dafür.
00:03:20: und dann sag ich sinngemäß sowas wie, ja wenn ich sage, das tut mir leid, dann heißt das ja nicht, dass ich die Urheberschaft führe.
00:03:27: Das Leid anerkenne, sondern dass es mir einfach Leid tut, dass ich mitfühle.
00:03:31: Das ist so eine Art Empathie-Sorry.
00:03:34: Ah, das gibt es auch tatsächlich.
00:03:35: Es gibt dieses Empathie-Sorry, die Gefühls-Empathie.
00:03:40: Und dann gibt es so die Verstandes-Empathie.
00:03:43: Da würde man sagen die Theory of Mind.
00:03:45: Das heißt, das eine ist... letztendlich durch meine Spiegelneurone bedingt.
00:03:50: Ich sehe bei dir ein Leid und empfinde das schon in den fast gleichen Hirnregionen, bei Schmerz beispielsweise, über so eine Art Spiegelneuron bei mir selber.
00:04:00: Ich fühle mit.
00:04:02: Ich schwinge das mit.
00:04:04: Und es gibt Theory of Mind, also meine Vorstellung, meine kognitive, meine verstandesmäßige Vorstellung, dass du als mein Gegenüber ein Mensch sein musst, mit bestimmten Ideen auch mit Gefühlen und mit Gedanken.
00:04:15: Und ich verstehe, dass du diese Gefühle und Gedanken hast und dass du zum Beispiel leidest, ohne es selber aber zu fühlen.
00:04:24: Genau, und dann kann ich sowas sagen.
00:04:26: Auf Deutsch kann man das, glaube ich, nicht so rüberbringen, aber dieses I feel sorry for you.
00:04:32: Und dann sage ich so was wie oh, tut mir leid oder so.
00:04:35: Und das ist aber keine Entschuldigung in dem Sinne, sondern das ist eher eine Empathie-Bekundung.
00:04:41: Und das hätten wir jetzt zum Beispiel bei der Person, die uns sehr vehement auffordert, dass wir uns gefälligst entschuldigen sollen, sonst, da ist nämlich auch noch eine Drohung mitgeschwungen, dieser Person hätte man eventuell ein Empathie-Sorry.
00:04:55: zuwerfen können, aber haben wir uns bewusst dagegen entschieden, weil ich gar keine Empathie fühle und auch keine Schuld auf mich geladen habe.
00:05:04: Na, ich schon, aber ich halte es für ein Fehler für die zukünftige Entwicklung.
00:05:09: Wenn jemand gar keine negativen Emotionen hat durch ein Fehlverhalten, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass er das Fehlverhalten in Zukunft korrigiert, geringer.
00:05:19: Ich mache das sozusagen für diese Person, soll in den schlechten Emotionen kurz mal bleiben.
00:05:23: Das ist also pädagogisch, dass du dich nicht entschuldigst.
00:05:27: Ja, wenn man so will.
00:05:28: Ich
00:05:28: verstehe.
00:05:29: Na ja, aber heute soll es wie gesagt auch mal verschärft darum gehen, wie kommt das denn eigentlich, dass sich manche Menschen nie entschuldigen?
00:05:39: Das Erste, was mir dazu einfällt, und das ist wahrscheinlich eine Erfahrung, die relativ viele Menschen teilen oder teilen mussten, es hat schon bestimmt auch mit ... bestimmten biografischen Erfahrungen zu tun.
00:05:55: Ich kann mich zum Beispiel durchaus an Zeiten erinnern, wo es absolut unüblich war, dass sich Erwachsene bei Kindern entschuldigen.
00:06:04: Oder überhaupt Eltern bei ihren Kindern oder Vorgesetzte bei ihren Angestellten.
00:06:10: Also wo so vermeintliche hierarchische Stufen bestehen und der Übergeordnete sich niemals entschuldigt.
00:06:17: Einfach Kraft seiner Position.
00:06:19: Ich kann mir solche Situationen vorstellen, ich habe die auch schon miterlebt.
00:06:23: Aber gab es das als richtiges, na so was, wie Zeitalter?
00:06:27: Zeiten, wo Eltern so waren?
00:06:29: Ich kann jetzt nicht sagen, dass das allgemein so war in den Sebziger, Achtziger, Neunziger Jahren oder was, aber ich weiß von Patientinnen und Patienten und auch ein Stück weit aus eigener Erfahrung, dass, ich sag jetzt mal so überspitzt, eine Entschuldigung von oben nach unten.
00:06:44: so gut wie nie stattfand.
00:06:45: Und jetzt stelle ich mir vor, wenn du also zum Beispiel innerhalb deiner Familie demnach überhaupt kein Modell hattest, kein Vorbild.
00:06:55: Wie Entschuldigungen funktionieren, dann hat das natürlich auch deine eigene Konfliktkultur, Fehlerkultur und auch deine Fähigkeit, dich zu entschuldigen, sicherlich geprägt.
00:07:05: Oh ja, sicher.
00:07:06: Wir lernen vom Vorbild.
00:07:08: Und ich glaube, dass halt auch in der Biografie zum Beispiel in gewisser Weise die Schwelle dafür gesetzt wird, wo wir empfinden, dass eine Entschuldigung angemessen wäre oder nicht.
00:07:18: Und wenn wir zum Beispiel in unserer Kindheit verletzt wurden oder übergangen wurden oder, was weiß ich, vergessen wurden oder unachtsam behandelt und für nichts dafür gab's jemals eine Entschuldigung, kann das natürlich vielleicht auch unsere eigene Schwelle, was wir für Entschuldigungswürdig halten, total nach oben schieben.
00:07:40: Gerade innerhalb Familien kann es dann so kommen, dass vielleicht so eine Art Glaubenssatz verfängt, innerhalb von Beziehungen muss man sich auch nicht entschuldigen.
00:07:50: Da ist man halt, wie man ist und eventuell zeigt man dann durch Gesten oder durch zugewandtes Verhalten oder ein besonders lecker gekochtes Essen oder guck mal, Liebes, ich hab dir was vom Einkaufen mitgebracht, zeigt man dann das einem, was Leid tut, aber man spricht nicht drüber.
00:08:09: Das sind ja auch so Geschichten, die über verschiedene Kulturen kolportiert werden.
00:08:13: Das kann ich nicht so genau beurteilen.
00:08:14: Aber in anderen Kulturen, so heißt es, wäre es auch so, dass man vieles eher durch Gesten zeigt.
00:08:19: Weil du aber gerade diese Grenze angesprochen hast, was ist es überhaupt wert, sich zu entschuldigen, ganz kurze Einschub.
00:08:25: Man hat schon lange die Beobachtung gemacht, dass Frauen sich häufiger entschuldigen als Männer, insgesamt so im Durchschnitt.
00:08:31: Und da gibt es aber eine interessante Untersuchung, warum das wohl so ist.
00:08:35: Männer und Frauen beurteilen, dass was Entschuldigungswürdig ist, unterschiedlich.
00:08:41: Bei Frauen ist diese Schwelle schneller erreicht.
00:08:44: Okay, das heißt, dass... durchschnittlich Frauen, eventuell in sozialen Situationen, sensibler reagieren, feinfühliger reagieren und schneller den Eindruck haben, hier ist was passiert, wo ich Schuld auf mich geladen habe, hier ist irgendwas Ungutes passiert oder auch ich muss zumindest mal Empathie sorry dalassen.
00:09:03: Ja oder... sich einfach nur formal entschuldigen, um Harmonie herzustellen.
00:09:08: Naja, aber sowas ist ja eben auch nicht vom Himmel gefallen, sondern sicherlich auch gesellschaftlich geprägt.
00:09:14: Ja, deswegen sage ich das mit der Erziehung.
00:09:16: Das haut durchaus so hin.
00:09:18: In der gleichen Untersuchung jetzt das Spannende.
00:09:21: Es haben sich auch für entschuldigungswürdige Sachen im Durchschnitt nur Eighty Prozent entschuldigt.
00:09:28: Wie?
00:09:28: Ach, warte.
00:09:29: Also, da ist was vorgefallen.
00:09:31: wo die Leute klar das Gefühl hatten, da habe ich ein Fehler gemacht und ich müsste mich entschuldigen, aber trotzdem haben sich nur Eighty-Prozent entschuldigt.
00:09:40: Ja, ob Sie jetzt genau wussten, dass Sie ein Fehler gemacht haben, das konnte ich da nicht rauslesen, aber entschuldigungswürdige Sachen, es haben sich nur Eighty-Prozent entschuldigt dafür.
00:09:49: Und zwar sowohl Männer als Frauen, aber nur einiganzig Prozent.
00:09:51: Das bedeutet ja, dass neunzehn Prozent sich nicht entschuldigen.
00:09:55: Ja, Wahnsinn.
00:09:56: Von dem sie wissen, es ist unschuldigungswürdig.
00:09:59: Das ist viel mehr als ich dachte.
00:10:01: Ja, das ist echt viel.
00:10:02: Okay, und genau über diese Kandidaten, die sich nicht entschuldigen.
00:10:07: Whatsoever.
00:10:09: Selbst wenn sie wissen, sie müssten.
00:10:11: Über die sprechen wir halt heute.
00:10:13: Und den ersten Punkt hatte ich gerade angeführt, wenn man in der Kindheit eventuell keine guten Modelle hatte, dann kommt man erstens vielleicht gar nicht auf die Idee und hat eine völlig verschobene Schwelle, wofür man sich eigentlich entschuldigen sollte.
00:10:27: Und man hat vielleicht ein reales Kompetenzdefizit, wie man sich eigentlich entschuldigen soll und überhaupt keine Übungen in dieser Art Gespräch.
00:10:37: Auch zum Beispiel das eigene Unbehagen auszuhalten.
00:10:40: Vielleicht hat man gelernt, dass Entschuldigung automatisch Demütigung bedeutet.
00:10:45: Das Entschuldigung automatisch bedeutet, ich ziehe den Kürzeren, ich muss mich total klein machen hier und sich davor fürchtet.
00:10:53: Und das ist sicherlich alles auch biografisch verwoben.
00:10:57: Wenn wir von Menschen sprechen, die eine ganz grundsätzliche Schwierigkeit haben, sich zu entschuldigen, nicht in bestimmten Kontexten und nicht dieses einmal und so weiter, sondern ganz grundsätzlich, dann kann es sein, dass wir es mit einem relativ fragilen Selbst zu tun haben.
00:11:16: Was ich damit meine ist, dass das eigentliche Ego, das Gute, das Selbstbewusstsein ganz brüchig ist.
00:11:24: und Parallel kann es sein, dass im Inneren nicht gut verstanden wird, dass das Handeln und sein zwei verschiedene Dinge sind.
00:11:32: Wenn es eine innere Überzeugung gibt, ich tue etwas Schlechtes, also bin ich ein schlechter Mensch, dann kann man nicht zugeben, dass man etwas Schlechtes getan hat.
00:11:42: Weil es bedeuten würde, man wäre ein schlechter Mensch.
00:11:45: Und das ist natürlich vernichtend.
00:11:47: Ja, okay.
00:11:48: Also das heißt, wenn Menschen mit einem Fragilen selbst eine innere Überzeugung haben, ich bin ... eigentlich fehlerhaft oder mangelhaft oder an mir ist nichts Gutes.
00:11:58: Also ich bin im Kern sozusagen nicht okay, dann mag das sein, dass das genau die Menschen sind, die auch ums Verrecken nicht zugeben können, wenn sie ein Fehler gemacht haben, weil sie das tun mit ihrem Sein verwechseln.
00:12:14: Und sie können es auch nicht einräumen.
00:12:15: Ich habe ein Fehler gemacht, sondern es fühlt sich vernichtend an wie der Beweis ihrer innersten tiefsten, schlimmsten Befürchtung.
00:12:23: Ich bin schlecht.
00:12:25: Ja, es kann eine Art Überkompensation sein.
00:12:28: Also die Überkompensation würde darin bestehen.
00:12:30: Immer dafür zu sorgen, dass man als fehlerlos angesehen wird, als markellos, als keinesfalls die Person, die sich für irgendwas zu entschuldigen hätte.
00:12:39: Ja.
00:12:39: Also um sich sozusagen in seinem Fragilen selbst zu schützen, damit nicht irgendwas genau in diese verletzliche Stelle piekt.
00:12:46: Ja.
00:12:46: In uns und in unseren Gefühlen liegen Schuld und Scham recht nah beieinander.
00:12:53: Und auch in unserem Gehirn gibt es überlappende Funktionsgebiete, wenn Schuld empfunden wird oder Scham empfunden wird.
00:13:01: Aber es ist nicht das Gleiche.
00:13:02: Und genau da liegt in diesem Fall das Pudelskern.
00:13:06: Wer Schuld empfindet, kann sich entschuldigen.
00:13:09: Habe etwas Schlechtes getan.
00:13:11: Ich habe Schuld.
00:13:12: Wer tiefste Scham empfindet, hat das Gefühl, ich bin schlecht, globales, lemmendes, unangenehmes Gefühl, ich bin schlecht.
00:13:19: Und von ich bin schlecht, kann man sich nicht entschuldigen oder nicht um Entschuldigung bitten.
00:13:24: Und so können wir schon fast sprachlich den Bogen dazu spannen, warum jemand der globale Scham empfindet, tiefste Scham, sich nicht entschuldigen kann.
00:13:32: Das könnte also ein Grund sein, warum eine Person kaum oder nie in der Lage ist, sich zu entschuldigen.
00:13:39: Ja, das Umgekehrte finde ich aber auch denkbar, dass eine Person vielleicht gar nicht so ein fragiles, schnell angreifbares Selbst hat, sondern wenn wir mal so über die andere Seite des Spektrums nachdenken, an die Menschen, die vielleicht eher zu so einer Grandiosität neigen, die sich selber so einen ganz besonderen Status geben und die glauben sie sind was besseres was besonderes sie haben sonderrechte.
00:14:08: das knüpft noch so mal ein bisschen an diese hierarchische idee an was ich eben gesagt habe die wirklich denken warum sollte ich mich entschuldigen?
00:14:16: ich habe keine fehler
00:14:18: habe gar keine fehler.
00:14:19: genau das sind häufig menschen die sich selbst gegenüber sehr tolerant sind die auch regeln entwerfen die zwar für andere gelten aber eben halt nicht für sie selbst.
00:14:31: ich spreche jetzt von menschen mit einem eher nazistischen Stil zum Beispiel.
00:14:36: Und diese Menschen haben manchmal überhaupt kein Empfinden dafür.
00:14:41: Da sind wir jetzt wieder bei der Schwelle.
00:14:43: Ab wann müsste man sich eigentlich entschuldigen?
00:14:45: Sie haben nicht nur das Gefühl, ich muss mich hier für gar nichts entschuldigen.
00:14:49: Schon einfach, weil ich es bin.
00:14:52: Aber manchmal fehlt Ihnen auch schlicht die Empathie.
00:14:54: Die tatsächliche Fähigkeit, die meint die Gefühlsempathie, ne?
00:14:57: Ja,
00:14:57: genau.
00:14:57: Also wenn wir über Menschen sprechen, die stark nazistische oder sogar antisoziale Persönlichkeitsakzentuierungen aufweisen, die haben nicht das Empathische Mitempfinden.
00:15:08: Die sagen nicht, tut mir Leid aus Empathie gründen, weil sie deine Gefühle zumindest anerkennen und noch weniger übernehmen sie Verantwortung für ihr Tun und sie weisen jede Schuld und auch jegliches Scham empfinden völlig von sich.
00:15:22: Da gibt es dieses ich bin schlecht überhaupt nicht.
00:15:25: Genau.
00:15:26: Und ich bin Schuld gibt es auch nicht, weil ich ja viel zu grandios bin.
00:15:30: Das heißt, wir können also schon mal festhalten, neben sicherlich prägenen biografischen Erfahrungen, tun sich insbesondere Menschen schwer, die entweder
00:15:39: zu
00:15:40: viel Schamgefühl haben und darin sich nicht noch selber unterstützen möchten, sozusagen, indem sie irgendwas beschämendes einräumen oder die, die wirklich eher schamlos sind.
00:15:52: Die es einfach nicht fühlen, die es einfach nicht empfinden.
00:15:54: Weder bei sich noch beim Gegenüber.
00:15:56: Dann glaube ich, eine weitere Disposition, die es Menschen erschwert, sich zu entschuldigen, ist Misstrauen.
00:16:03: Also wenn du in Beziehungen Misstraue spist und wenn du befürchtest, wenn du dich verletzlich zeigst, wenn du Fehler einräumst, wenn du deine Flanke sozusagen zeigst und offen darüber sprichst, dass du Fehler machst, irgendwas nicht gut gemacht hast, dass das sofort gegen dich verwendet werden kann.
00:16:23: dass jemand das nutzt, um eine Attacke gegen dich zu fahren, dass jemand das hernimmt und sozusagen deine Offenheit, deine Bereitschaft einzuräumen, dass irgendwas verkehrt gelaufen ist.
00:16:33: Das nimmt, um einen Angriff gegen dich zu konstruieren.
00:16:37: Ja, weil du jemanden, den du um Entschuldigung bittest, macht einräumst.
00:16:42: Derjenige hat auf einmal die Macht, Schuld von dir zu nehmen oder nicht.
00:16:46: Etwas, was der auf dir lastet, was schwer, emotional für dich auszuhalten ist.
00:16:50: Und wenn du jemanden Macht gibst, Und jetzt, jetzt komme ich wieder zum biografischen, vielleicht die Erfahrung gemacht hast, dass Menschen mitmacht, die dir gegenüber auch schlecht nutzen, dich ausnutzen, dich beschädigen.
00:17:02: Oder, und jetzt komme ich, jetzt ist so ein kleiner, unangenehmer Kniff, wenn du selber jemand
00:17:09: bist,
00:17:09: der Macht schnell ausnutzen würde, dann könntest du zu der Annahme kommen, aha, mein Gegenüber wird diese Art Macht missbrauchen.
00:17:17: Ich verstehe.
00:17:18: Das übrigens... kann in bestimmten Situationen vorkommen.
00:17:22: Das kann, was wir jetzt gerade besprochen haben, das kann sein, dass man sich deswegen in bestimmten Situationen nicht entschuldigen will.
00:17:28: Das muss jetzt keine globale persönliche Sache sein.
00:17:32: Das kann sich unter Umständen nur auf bestimmte Situationen beziehen oder auf bestimmte Personen.
00:17:37: Ich kann mich also niemals bei dieser Person entschuldigen.
00:17:40: Verstehe, weil du das Gefühl hast, die Entschuldigung macht mich verletzlich und gibt dieser Person Macht.
00:17:46: Und vielleicht ist es ja manchmal sogar ein guter Instinkt, der einen davon abhält.
00:17:51: Also wenn man misstrauisch ist, aber nicht global, sondern einer bestimmten Person gegenüber und da große Vorbehalte hat, auch mal was einzuräumen, was zuzugeben, sich zu zeigen, wie man tatsächlich ist und um verzeigen zu bitten, dann hat das ja ehrlich gesagt auch manchmal einen Grund.
00:18:08: Also wir reden die ganze Zeit über den Umstand, dass Menschen sich nicht entschuldigen, obwohl sie müssten.
00:18:14: Aber es gibt ja vielleicht auch den Umstand, dass man sich nicht entschuldigt, weil man vielleicht zum einen tatsächlich nichts falsch gemacht hat.
00:18:22: Und es kann natürlich auch sein, dass man als misstrauischer Mensch vielleicht früher auch mal die Erfahrung gemacht hat, dass wenn man ein Fehler einräumt, eine ganze Kaskade an weiteren Vorwürfen kommt, also dass man da irgendwie so was Unbeherrschbares aufmacht.
00:18:38: Verstehst du was?
00:18:40: Wenn ich hier sage, das stimmt, das war ein Fehler, es tut mir leid, bitte entschuldige, dass die andere Person das nutzen würde und zu sagen, ja, und vor drei Wochen war das, und vor sechs Wochen war das, und vor sieben Jahren war das, und dass man so in die Enge gedrängt wird.
00:18:57: Also, dass wenn man nur einmal etwas einräumt, man plötzlich ... gar nicht mehr rauskommt aus einer defensiven Haltung, in die man dann so gedrückt wird.
00:19:06: Genau, das könnten solche Ängste sein.
00:19:08: Das Problem dabei ist nur, wenn man dieser Angst immer stattgibt, hat man nie die Chance, eine korrigierende Erfahrung zu machen.
00:19:17: So ist das allgemein mit Ängsten.
00:19:19: Und eine korrigierende Erfahrung wäre halt in dem Fall, dass man, obwohl man merkt, dass es einem sehr, sehr schwer fällt, aus den genannten Gründen, man es dennoch tut und die andere Person tatsächlich positiv reagiert.
00:19:32: Also gut mit der Entschuldigung umgeht, die Entschuldigung annimmt und die psychologische Forschung zeigt das auch ganz klar.
00:19:40: Entschuldigungen haben eine Menge positiver Effekte, in die natürlich Menschen, die sich nun mal nicht entschuldigen, auch nicht kommen können.
00:19:47: Also die kommen nicht in den Genuss der positiven Effekte, die Entschuldigungen nachweislich haben.
00:19:53: Entschuldigungen reduzieren.
00:19:56: Entschuldigungen begünstigen ein harmonisches Miteinander.
00:20:01: Entschuldigungen geben dem Opfer sozusagen, was auch immer passiert ist, also der Person, bei der man sich entschuldigt, das Gefühl, es auch ruhen lassen zu können und loslassen zu können.
00:20:11: Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass wenn Angeklagte vor Gericht sich authentisch und ehrlich gemeint entschuldigen, dass sich das positiv auf das Strafmaß.
00:20:22: auswirkt.
00:20:23: Und gerade auch im amerikanischen Raum, womit Gerichten mit Juries gearbeitet wird, auch die Jurymitglieder positiv auf ernst gemeinte Entschuldigungen reagieren.
00:20:33: Das hat einen Wert zwischen Menschen.
00:20:36: Das ist so spannend, weil es gleich wieder verschiedene Dinge mit anspricht unter anderem die Hierarchie.
00:20:41: Ich sage das deswegen, weil wenn ich jemanden auch aus versehen, was tue, dann ist das eine gewisse Herabwürdigung desjenigen.
00:20:50: Eine Demütigung.
00:20:52: Wenn ich Schuld einräume, muss ich mich demütigen, dass eine Demütigung für mich einher absetzen.
00:20:57: Somit bin ich mit dem, der das Leiter fahren hat, wieder einigermaßen auf Augenhöhe.
00:21:02: Das ist, was Menschen als Ausgleich, als Wiedergutmachung unbedingt haben wollen.
00:21:08: Sie wollen das wiederherstellen von Augenhöhe.
00:21:11: Und in Hierarchien ist das hier ein Problem.
00:21:13: Deswegen, was du vorhin gesagt hast, ist es so schwierig oder ... wird das manchmal als schwierig empfunden, sich aus einer gewissen hierarchischen Erhöhung zu entschuldigen, weil man dann die Hierarchie nicht mehr so steil hat.
00:21:28: und die will man aber vielleicht steil haben.
00:21:30: Wenn man zum Beispiel sein Ego darüber stabilisieren muss, sich zu entschuldigen, bedeutet schon auch das eigene Ego mal rauszuhalten ein Stück weit.
00:21:38: So und deswegen hat es sich aber in modernen Zeiten durchaus etabliert, dass es eine Entschuldigungskultur gibt, die eher gefördert wird.
00:21:47: Also wenn man heute einen Vorgesetzten, einen Chef hat, der die Größe sagt man auch hat sich zu entschuldigen führen fehler wird es eher anerkannt und tatsächlicherweise braucht man auch die Größe.
00:21:58: also du brauchst ein großes ego weil du durch die entschuldigung was abziehst und dann muss es immer noch größer sein als das der anderen.
00:22:06: Interessant, ja.
00:22:07: Ich denke jetzt gerade, ehrlich gesagt, auch gesellschaftlich und politisch.
00:22:10: Es hat sich ja auch zwischen Staaten zum Beispiel durchaus als hilfreich erwiesen.
00:22:16: Auch nochmal Rückblicken zum Beispiel, Schuld anzuerkennen, Verantwortung zu übernehmen, Wiedergutmachung zu leisten.
00:22:23: Mit Kniefall durchaus.
00:22:26: Absolut.
00:22:27: Und das stärkt Gemeinschaft.
00:22:29: Das stärkt das Miteinander, das stärkt die Harmonie.
00:22:32: Und das ist eine interessante Überlegung, finde ich, grob gesprochen und psychologisch erwiesen, Entschuldigungen so viel Nützliches für uns zwischenmenschlich und für uns auch als Gemeinschaft und Gesellschaft bereithalten.
00:22:45: Menschen, die es schaffen, über ihr Ego hinwegzukommen, sich verletzlich zu zeigen, Verantwortung zu übernehmen.
00:22:52: All das erweist sich als hilfreich, aber es gibt auch eine Studie, die zeigt, dass für das Individuum an sich, also den einzelnen Menschen auch manchmal, dass sich nicht entschuldigen Benefits haben kann.
00:23:07: Die Studie ist von Tyler Okimoto und Kollege Innen von der University of Queensland in Australien.
00:23:14: Und dieses Team konnte zeigen, dass wenn Probanden explizit in einem Fall, wo sie schon den Eindruck hatten, ja, da könnte man sich schon entschuldigen für.
00:23:26: Und dann wurden sie aber angeleitet, eine E-Mail zu schreiben, in der sie verargumentieren, warum sie sich nicht entschuldigen werden.
00:23:35: Und diese Probanden haben sich hinterher in ihrem Selbstwert gestärkt gefühlt.
00:23:40: Ja.
00:23:41: Intäger.
00:23:42: Mächtiger.
00:23:43: Im Einklang mit ihren Werten.
00:23:45: Also das heißt, die haben ihr Ego dadurch aufgeplustert, sich nicht zu entschuldigen.
00:23:50: Kannst du das nachfühlen?
00:23:51: Ich kann das total nachfühlen.
00:23:54: Andererseits.
00:23:55: Also nur um an der Studie an sich ein bisschen Kritik zu üben, es ist natürlich schwierig, etwas zu vergleichen mit etwas, was nicht stattgefunden hat.
00:24:03: Diese Probanden und Probandinnen haben sich nicht entschuldigt und davon wurden die Benefits gemessen, aber wir können nicht wissen, wie sie sich gefühlt hätten, wenn sie sich entschuldigt hätten.
00:24:12: Ja, das stimmt.
00:24:13: Das muss man zurecht kritisieren.
00:24:15: Allerdings... Dass das Selbstbewusstsein steigt nach einer Entschuldigung, nachdem sich selber auch ein Stück weit klein machen, ist jetzt nicht so sehr wahrscheinlich, oder?
00:24:23: Nein, das stimmt.
00:24:24: Und deshalb muss man auch gucken, was sind denn sozusagen Benefits von Entschuldigen oder Nicht-Entschuldigen?
00:24:30: Nicht-Entschuldigen hat den Benefit den Vorteil, dass du dich mächtiger und selbstbewusster fühlst.
00:24:37: Das passt wieder gut zu der Fragiles-Ego-Theorie.
00:24:41: Und tragischerweise kann das bedeuten, dass Menschen mit einem eher fragilen Ego, die sich sowieso schwer tun, sich zu entschuldigen, scheinbar daraus auch noch einen Gewinn für ihren Selbstwert ziehen können.
00:24:54: Indem sie sich auch noch selber darin bestärken, ne, ich entschuldige mich nicht.
00:24:59: Und das ist natürlich traurig.
00:25:01: Es ist nämlich nur ein kurzfristiger Effekt.
00:25:03: Genau.
00:25:04: Langfristig gesehen haben wir, glaube ich, alle kaum etwas auf Dauer mit Menschen zu tun, die sich gar nicht entschuldigen können.
00:25:11: Das bedeutet eine Unfähigkeit im normalen zwischenmenschlichen Zusammenleben.
00:25:15: Ich glaube, Entschuldigung ist ein fundamentaler Baustein des menschlichen Zusammenlebens.
00:25:19: Ja.
00:25:20: Und du brauchst ja diesen Kit, weil es unwahrscheinlich ist, dass keine Fehler zwischen Menschen passieren.
00:25:27: Und hast du Kit nicht?
00:25:29: Hast du Brüche gestrukturen?
00:25:30: Und vielleicht ein Gebäude, was... bei Zeiten irgendwann hart zusammenbrechen kann.
00:25:34: Ja, und auf der anderen Seite, du hattest gerade gesagt, wir sind in so einer Gesellschaft, wo Entschuldigungen gut angenommen werden, wo sich entschuldigen zu können, zu Recht als Zeichen von Größe gesehen wird.
00:25:46: Aber ich glaube, dass nicht wenige von uns zum Beispiel am Arbeitsplatz das trotzdem noch so erleben, dass es da eben keine gute Fehlerkultur gibt.
00:25:55: keine gute Kultur der Verantwortungsübernahme, dass Dinge, die schief gelaufen sind, sich gegenseitig in die Schuhe geschoben werden und zugetürft werden, weil Leute nach wie vor und vielleicht nicht ganz unberechtigt auch Angst haben, weil Fehler strengen sanktioniert werden oder sie abgesägt werden.
00:26:11: Also ich finde, es hat uns noch nicht genug durchdrungen, das sich entschuldigen zu können, was richtig Gutes ist.
00:26:17: Du hast völlig recht.
00:26:18: Und wir sind aber auf dem Weg.
00:26:20: Es gibt ja dieses Finnische.
00:26:22: Computerspielunternehmen, die haben ihre Fehlerkultur so etabliert, dass sie Fehler feiern.
00:26:28: Wer nach Fehlern gesucht und wer die besten Fehler hat, weiß ich nicht, gibt es Torte.
00:26:32: Ich weiß nicht genau, was passiert, aber sie feiern ihre Fehler.
00:26:34: Weil sie verstanden haben, dass man aus Fehlern, die frei eingeräumt und einfach besprochen werden, ganz viel lernen kann.
00:26:43: Deshalb machen sie diese Fehlerpartys.
00:26:44: Ja.
00:26:45: Das Thema sich entschuldigen oder sich nicht entschuldigen, das streift so viele andere Themen.
00:26:50: Da geht es eben tatsächlich um unseren inneren Kern, um unser Selbstwertgefühl, es geht um Verantwortungsübernahme, es geht um Fehlerkultur.
00:26:59: und es geht natürlich auch auf der anderen Seite, also auf der Seite desjenigen, der die Entschuldigung empfängt, um es verzeihen oder nicht verzeihen.
00:27:07: Und das ist ja die große Angst von vielen Menschen, die sich entschuldigen oder dann auch eben nicht entschuldigen, dass sie Angst haben, Ich mach mich nackig gefühlt, ich mach mich klein, ich zeig mich demütig, ich bin verletzlich und mein Gegenüber lässt mich abtropfen.
00:27:24: Verzeiht mir nicht, nimmt die Entschuldigung nicht an.
00:27:27: Das ist ja auch eine große Angst.
00:27:29: Dann habe ich den Fehler eingestanden, aber die Schuld hab ich immer noch auf mir.
00:27:33: Und das kann ja tatsächlich passieren.
00:27:35: Es gibt ja keine Verpflichtung, eine Entschuldigung anzunehmen.
00:27:39: Ha, aber genau aus dem Grund, den du sagst, wenn man, ich sag jetzt mal, ein guter Mensch ist, möchte man das.
00:27:44: Man möchte vergeben, verzeihen, entschulden, wenn man aufrichtig darum gebeten wird.
00:27:50: Und das wiederum ist jetzt auch so eine Krux, das kann ein bisschen unter Druck setzen, wenn man gar nicht will oder wenn man es für gar nicht angemessen hält.
00:27:58: Zu verzeihen ja total.
00:28:00: also irgendwie ist ja Entschuldigung schon so was wie eine Art Reparaturmechanismus.
00:28:04: also da ist ein Bruch zwischen uns passiert irgendwas ist vorgefallen.
00:28:07: der eine sagt Entschuldigung der andere sagt ist okay so alles wieder repariert.
00:28:12: aber es gibt Sachen und du weißt ich habe ein großes Thema mit diesem Hype ums verzeihen und du kannst nur heilen wenn du verzeihst.
00:28:20: und so es gibt Dinge Und das ist meine feste Überzeugung als Psychotherapeutin und Traumatherapeutin, die sind nicht verzeihbar und die sind nicht zu entschuldigen.
00:28:33: Die sind noch nicht mal zu erklären.
00:28:35: Menschen tun grauenhafte Dinge und es gibt kein Anrecht darauf, dass das verziehen wird.
00:28:41: Sollte ich mich, wenn ich weiß, es wird nicht verziehen, trotzdem entschuldigen?
00:28:46: Wenn es ernst gemeint ist ja, aber du hast dennoch kein Recht.
00:28:51: dass ich dir verzeihe.
00:28:53: Ich habe das Recht, wütend zu bleiben.
00:28:56: Ich darf sagen, ich werde das weder vergessen, noch verzeihen.
00:29:01: Du hast ja schon mal eine schöne Podcastfolge darüber gemacht, die trägt den schönen Titel verzeihen am Arsch.
00:29:08: Ja, also ja.
00:29:10: Ist keiner meiner eloquentesten Titel, aber da war ich halt sehr, sehr aufgebracht, weil eine schwer geschädigte, schwer verletzte, schwer belastete Person wirklich eingeredet bekommen hat, dass jetzt mit ihr was nicht stimmt, dass sie nicht verzeihen möchte.
00:29:23: Weißt du, erst bist du geschädigt und dann wirst du noch gedrängt, bitte meine Entschuldigung anzunehmen und zu verzeihen.
00:29:28: Und das macht mich wahnsinnig wütend.
00:29:31: Das kann man in der Podcast-Folge hören.
00:29:34: Führt uns aber jetzt ein bisschen weg.
00:29:35: Und das nehmen wir für die Podcast-Folge.
00:29:37: Allerdings gibt es das im Kleinen.
00:29:39: Es gibt eine Untersuchung dazu, dass vor allem bei Zurückweisungen eine gleichzeitig Entschuldigung gar nicht so günstig ist.
00:29:47: Was heißt das?
00:29:48: Man hat zum Beispiel gesehen, bei Bewerbung, wenn du dich bei einer Firma beworben hast und wirst nicht genommen, wenn dann mit im Schreiben steht oder sogar, du das auch noch persönlich gesagt bekommst, es tut uns sehr leid, entschuldigen Sie bitte, aber wir haben uns für einen anderen Bewerber entschieden.
00:30:04: Dann ist das vom Gefühl her ein bisschen schlechter, als wenn Sie die Entschuldigung weggelassen hätten.
00:30:10: Man nimmt an, dass das daherkommt, dass du jetzt unter Druck bist, diesen, die dich abgelehnt haben, auch noch eine Entschuldigung geben zu müssen.
00:30:17: Du sollst jetzt auch noch Verständnis für dich aufbringen.
00:30:19: Willst du aber gar nicht, damit hast du gar nichts anerhacken.
00:30:23: Du möchtest lieber sauer sein, das wäre jetzt für dich emotional stabilisierender zu sagen.
00:30:30: Puh, ihr habt mich abgelehnt, ihr habt mich nicht eingestellt, ihr wolltet mich nicht.
00:30:34: Habt ihr was verpasst, anstatt unter Druck zu geraten, emotional, jetzt auch noch verständnisam?
00:30:38: Ach so, ihr habt euch entschuldigt, es tut euch leid, ja, ja, ist gut.
00:30:42: Ja, das gehört da nicht unbedingt hin.
00:30:44: Ja, ich verstehe.
00:30:45: Manchmal wird hier auch versucht, eine Entschuldigung ein Stück weit zu umgehen, indem man eine andere Formulierung findet.
00:30:51: Und das ist, finde ich, ein relativ heikles Thema, weil es zum einen die Wahrheit abbilden kann, zum anderen aber auch manipulativ benutzt werden kann.
00:31:01: Dieses Es tut mir leid, dass du dich so fühlst.
00:31:05: Ja, das ist so eine Non-Pology, ne?
00:31:06: Also so Non-Pology als Kofferwort aus Non, also Nicht.
00:31:10: und Apology, also Entschuldigung.
00:31:12: Das ist eine Nicht-Entschuldigung, wenn du einfach nur benennst, was der andere jetzt fühlt und du sagst, ach, das tut mir leid, dass du dich so fühlst.
00:31:20: Das ist keine Verantwortungsübernahme, dass du es verursacht hast.
00:31:24: Richtig.
00:31:25: Und deswegen kann sich der, der das hört, ziemlich manipuliert fühlen.
00:31:29: Und das kann sehr unangenehm darüber kommen.
00:31:31: Auf der anderen Seite, wenn es nun mal deine Empfinden entspricht, und es tut mir wirklich leid, dass du dich verletzt fühlst.
00:31:37: Ich habe nichts falsch gemacht, aber du fühlst dich verletzt.
00:31:39: Und nur weil du dich verletzt fühlst, ist es ja kein Beweis, dass ich was falsch gemacht hätte.
00:31:43: Ja, okay, da muss man natürlich wirklich genau hingucken.
00:31:46: Also, dass irgendeine... Zwischenmenschliche Situation, bei der einen Person einen Effekt hatte, das kann einem ja leid tun.
00:31:52: Das ist sozusagen das empathische Sorry, ohne dass man gleichzeitig anerkennt und ich hab's gemacht.
00:31:58: Ich hab's verursacht.
00:32:00: Ich bin der Urheber des Schmerzes, sondern vielleicht eine Fehldeutung, ein Missverständnis oder so.
00:32:06: Aber das ist so dünnes Eis, weil natürlich genau das, was du gerade gesagt hast, diese Art von Non-Pologies, Die werden natürlich besonders in so eher ungünstigen Beziehungskonstellationen oder wo Manipulation im Spiel ist und keine gute Kommunikation ganz gerne mal so ein bisschen im Grunde als Augenwischerei benutzt.
00:32:27: Da gibt sich jemand reflektiert.
00:32:29: Da tut jemand so, als würde er sich entschuldigen.
00:32:31: Tut's aber gar nicht.
00:32:32: Ja, richtig eindeutig finde ich das bei dem Satz.
00:32:35: Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe.
00:32:39: Denn offensichtlich ist eine Verletzung eingetreten.
00:32:41: Ja.
00:32:42: Und dann wenn, nein, das ist ja passiert.
00:32:44: Sondern
00:32:45: das.
00:32:45: Sondern das, genau.
00:32:46: Wenn ich dich verletzt habe, ist ja, falls ich dich verletzt habe, was ja schon bedeutet, ich stelle das in Abrede.
00:32:51: Das ist, passiert es.
00:32:52: Ja.
00:32:52: Ist vielleicht, ist vielleicht nicht.
00:32:53: Ich stelle das in Abrede.
00:32:54: Ich fühle es auf jeden Fall nicht.
00:32:55: Das ist ein bisschen unehrlich.
00:32:57: Das ist einfach unehrlich ausgedrückt.
00:32:59: Dann kann man schon sagen, was man meint.
00:33:01: Ja, aber zu sagen... Du hast unrechtlich verletzt zu fühlen, geht halt auch nicht, weil man kann ja jemandem seine Gefühle nicht absprechen.
00:33:09: Aber es wäre auf jeden Fall ein Auftakt für ein interessantes Gespräch zu ergründen.
00:33:12: Okay, offensichtlich fühlst du dich verletzt.
00:33:15: Bitte lass mich mal teilhaben, was deine Gedanken sind, was genau von meinen Aussagen dich so getroffen hat.
00:33:22: Ich möchte es wirklich gerne verstehen.
00:33:24: Also abzustreiten, ich hab nix gemacht, finde ich jetzt nicht so günstig.
00:33:29: Ich sage nur, man kann der Überzeugung sein, nicht den Grund für die Verletzung des Gegenübers darzustellen, nicht mein Selbst, nicht meine Handlung.
00:33:35: Und es gibt das, dass man diese Überzeugung hat, ohne dass man ein Arsch ist, sondern was einfach so ist.
00:33:40: Und ich finde es auch noch mal interessant, zu unterscheiden übrigens, ob man sich nicht entschuldigen will, aus welchen Gründen auch immer, oder ob man sich nicht entschuldigen kann.
00:33:51: Und ich vermute mal, um jetzt nochmal zurückzuspringen an den Anfang und an die biografischen Erfahrungen und wie wir alle groß geworden sind und so.
00:33:59: Viele von uns haben das sich entschuldigen oder auch das sich entschuldigen müssen so schlimm abgespeichert als etwas so beschämendes oder sogar als Strafe.
00:34:10: dass man sich jetzt entschuldigen muss, mit Handschlag und so.
00:34:14: Also solche Erziehungsmaßnahmen, wo du angebrüllt wirst, dass du dich jetzt entschuldigen musst, mit Händchen geben und mit in die Augen schauen und du hast gedacht, es zerreißt dich.
00:34:25: Ich kann mich an solche Situationen erinnern und dass man es dann auch wirklich schwierig findet.
00:34:29: Vielleicht sogar, wenn man sich entschuldigen wollte, es irgendwie nicht schafft.
00:34:33: Das gibt es, glaube ich, auch gar nicht so selten.
00:34:36: Ich habe aber auch ein bisschen das Gefühl, dass wenn man spürt, dass es jemandem leidtut, dass die Person sich eigentlich entschuldigen möchte, sich nur irgendwie schwer damit tut, dann ist man vielleicht auch geneigter, sagen wir mal, einen frisch gemachten Obstsalat als sowas wie eine Entschuldigung anzunehmen.
00:34:54: Das kann man als sehr schön kleines Umweg betrachten, wenn zum Beispiel so eine biografische Erfahrung dahintersteht.
00:35:00: Genau.
00:35:01: Dann kann man sozusagen großzügig sein und sagen, ja gut, ich bestehe nicht exakt auf dem Wort Entschuldigung.
00:35:07: Ich bestehe nicht exakt auf dem Vierwortsatz es tut mir leid, sondern ich akzeptiere nonverbale Botschaften und Obstsalat.
00:35:16: Das kann funktionieren, aber ich glaube halt nur, wenn man das spürt, wenn man das bedauern spürt.
00:35:22: Ja, das kann sich theoretisch auch so durchsetzen zwischen Menschen, wenn man das weiß.
00:35:27: Und
00:35:28: den Kuchen, den ich gemacht bekomme, da ist mir jemand dienlich und dient mir.
00:35:32: Und auch das reduziert wieder ein Stück weit das Ego.
00:35:35: Also reduziert sein Ego und hebt ein bisschen meins und meine Stimmung.
00:35:40: Und da ist dann emotional ein bisschen mehr Gleichheit wieder hergestellt.
00:35:43: Das ist ja was wir wollen mit der Entschuldigung auch.
00:35:45: Ja, gleichzeitig finde ich es immer so ein bisschen... Fraglich, ich bin ja eine große Freundin von transparenter Kommunikation, von Verantwortungsübernahme, von sagen, was man fühlt.
00:35:56: Und es gibt halt diese Familiendynamiken, wo man ständig aufgefordert wird, dass man doch jetzt wissen soll, wie der Papa das meint, oder so, ne?
00:36:06: Oder ... Guck mal, es tut ihm doch auch leid.
00:36:09: Woran sehe ich das?
00:36:10: Wie soll ich das wissen?
00:36:12: Weil er jetzt mein Auto vollgetankt hat.
00:36:15: Das finde
00:36:16: ich auch so ein bisschen.
00:36:18: Ja, aber verstehst du, was ich meine?
00:36:20: Ich habe das gerade als großzügig bezeichnet, wenn man so eine Symbolsprache.
00:36:25: Anerkennt.
00:36:26: Auf der anderen Seite denke ich mir, erwachsene Menschen können auch irgendwann mal darüber reflektieren, warum ihnen sich Entschuldigen eigentlich so schwerfällt, was sie eigentlich befürchten, ob ihre Befürchtungen realistisch sind oder ob sie wirklich eine Attacke innerhalb der Familie zum Beispiel oder innerhalb ihrer Beziehung zu befürchten hätten.
00:36:45: Oder was dem jetzt eigentlich im Weg steht, dass sie es nicht können.
00:36:49: Und dann finde ich bei erwachsenen Menschen, und das finde ich übrigens immer, eine biografische Prägung ist immer eine Erklärung.
00:36:57: Aber für wie lange soll das denn als Entschuldigung herhalten?
00:37:00: Eine Erklärung ist ja keine Entschuldigung.
00:37:02: Und nur weil ich es vielleicht nie in meiner Familie gelernt habe, heißt das doch nicht, dass ich nicht auch in höherem Lebensalter mich noch mal dran begeben kann, mal zu üben, mich zu entschuldigen.
00:37:11: Und zwar so richtig.
00:37:13: Ja, das stimmt.
00:37:13: Aber da möchte ich auch eine Lanze brechen.
00:37:15: Manchmal fehlt auch die Sprache.
00:37:16: Und wie du es schon gesagt hast, auch das kann eine Sprache sein.
00:37:19: Und wenn es wirklich eine Sprache fehlt, denk mal an Kinder, dann wird vieles mit Gesten gemacht.
00:37:24: Und dann ist eine freundliche Geste, ein Tun, ein Dienen, ein niedergeschlagene Augen durchaus auch eine Sprache.
00:37:31: Wenn es nicht an Sprache fehlt, dann ja, wir sind große Freunde der verbalen Kommunikation, weil auch nicht so viel Interpretationsspielraum dann mehr bleibt und so wie bei nonverbaler Kommunikation.
00:37:42: Also warum können sich manche Menschen und offenbar gar nicht mal so wenige Menschen einfach nie entschuldigen?
00:37:48: Ein Grund liegt sicherlich in einer frühen Prägung in Kindheitserfahrungen, die insbesondere in Hinblick auf sich entschuldigen, vielleicht ganz negativ gelaufen sind, dass das eine sehr beschämende, bestrafende Sache war, die vielleicht auch noch Tür und Tor für weitere Anklagen und weitere Verletzungen geöffnet hat, sodass hinterher insbesondere Menschen mit einem Fragilen selbst versuchen, sich zu schützen, indem sie so tun, als hätten sie keinen Fehler gemacht.
00:38:14: Man könnte also sagen, manche Leute haben nicht gelernt, sich zu entschuldigen oder sie haben gelernt, dass etwas Schlimmes droht, wenn sie sich entschuldigen.
00:38:24: Oder sie haben ganz extrem hohe Grenzen, auch gelernt, was überhaupt entschuldigenswert ist.
00:38:29: Weil sich bei ihnen zum Beispiel nie entschuldigt wurde für krasse Sachen.
00:38:32: Ja,
00:38:33: also letztendlich biografische Gründe.
00:38:35: Ja.
00:38:36: Aber auch die Persönlichkeitsstruktur mit einem ganz fragilen Selbst, das nicht mehr unterscheiden kann zwischen Schuld und Scham, zwischen was ich tue und was ich bin.
00:38:46: Wenn es da große Schwierigkeiten gibt, gibt es vermutlich auch große Schwierigkeiten beim Entschuldigen.
00:38:51: Ja, und genauso wie zu viel Scham und ein fragiles Ego.
00:38:56: der Entschuldigung im Weg stehen kann, so kann auch zu wenig Schamgefühl und ein vollkommen aufgeblähtes Ego der Entschuldigung im Weg stehen, nämlich wenn zum Beispiel Menschen nazistische oder antisoziale Züge haben und sie sich dadurch zum einen andere Regeln geben und auch ihren eigenen Fehlern gegenüber häufig sehr tolerant sind, zum anderen fehlt diesen Menschen manchmal schlicht und einfach die Empathie.
00:39:20: Sie lassen nicht an ihrer Größe kratzen und Sie empfinden noch nicht mal das mit Gefühl Sorry.
00:39:27: Und wir haben ja zusätzlich noch besprochen, dass es auch Hinweise darauf gibt Studien dazu gibt, dass Nicht-Entschuldigen den Selbstwert steigert.
00:39:35: Und jemand mit einem sowieso schon grandiosen Selbstwert, der hat, paradoxerweise, auch noch das Gefühl, dem noch steigern zu wollen.
00:39:42: Und also kann es sein, dass auch der unbedingt Wille den Selbstwert zu steigern, immer wieder kurzfristig zu steigern, dazu führt, dass man sich praktisch nie entschuldigt.
00:39:50: Und das macht einen aber wieder zu einem eher unsympathischen, unleitlichen Zeitgenossen.
00:39:56: Und muss man sagen, das ist auch nicht gesellschaftsverträglich.
00:40:00: Und abgesehen von dieser einen Studie, die du jetzt zitiert hast, gibt es etliche andere Studien, die eben auch die Vorteile des sich Entschuldigens zeigen.
00:40:08: Sowohl bei der Person, die sich entschuldigt, die sich dadurch entlastet fühlt und sowas wie innerlich gereinigt sozusagen, ist Entschuldigen auch wichtig für das Miteinander und auch für die geschädigte Person.
00:40:20: Wobei es keinen Anspruch darauf gibt, dass eine Entschuldigung angenommen werden muss.
00:40:25: Und das führt uns zu unserem letzten Punkt, nämlich wie so häufig in der Psychologie die Angst.
00:40:30: Die Angst, sich verletzlich zu machen und dann auch verletzt zu werden.
00:40:35: Wer seine Schuld eingesteht, macht auch eine Flanke frei und die Macht, die ich meinem Gegenüber mit meiner Bitte nach Entschuldigung einräume, könnte ausgenutzt werden.
00:40:45: Diese Angst muss ich nicht haben, wenn ich mich gar nicht erst entschuldige.
00:40:50: Aber Franka, wenn man jetzt nicht gerade Psychotherapeut ist, warum macht es denn Sinn, überhaupt zu verstehen, warum Menschen sich nicht entschuldigen können oder wollen?
00:40:59: Also, das finde ich eine legitime Frage.
00:41:02: Aber es kann insofern Sinn ergeben, sich zu fragen, warum entschuldigt sich man gegenüber nicht, weil das ja häufig als zusätzliche Kränkung, also als doppelte Verletzung, erlebt wird.
00:41:13: wenn ich erst irgendwas erlitten habe und dann mein Gegenüber weder einen Anteilnahme Sorry, noch ein tief empfundenes Verantwortungsübernahme Sorry rüber schickt, sondern einfach gar nichts.
00:41:24: Und es kann ja vielleicht der eigenen Entlastung dienen, wenn man sich kurz Gedanken macht.
00:41:30: Vielleicht... kann die Person sich nicht so gut entschuldigen.
00:41:33: Wie gesagt, das kann man dann überlegen, ob man der Person dann Brücken bauen möchte oder ob man Gesten zählen lässt oder ob man darauf beharrt, du ist mir jetzt grad egal, ob dir das schwerfällt.
00:41:43: Ich erwarte jetzt trotzdem eine Entschuldigung.
00:41:46: Aber es ist ja, glaube ich, insgesamt für unser zwischenmenschliches Miteinander immer ganz gut zu versuchen, zu verstehen, was könnten Gründe für Verhalten sein?
00:41:54: Aber du meinst, wenn ich verstanden habe, mein Gegenüber entschuldigt sich nie?
00:41:59: Sein Ego ist zu klein, zu groß, zu brüchig.
00:42:02: Dann entlastet mich das ein bisschen.
00:42:04: Ja, und auf der anderen Seite, ich hatte mich ja gerade schon kritisch geäußert.
00:42:07: Ich finde halt auch nicht, dass man es dabei stehen lassen muss.
00:42:09: Welche Schlüsse man aus dieser Erkenntnis zieht.
00:42:11: Das bleibt am Jahr selbst überlassen.
00:42:13: Also ich finde eben nicht, dass ne... Erklärung, gleich bedeutend ist, mit einer für immer wehrenden Entschuldigung.
00:42:19: Und wenn jemand ein zu großes oder zu kleines Ego hat, um sich zu entschuldigen oder das aus was auch immer für Gründen nicht kann, kann ich das für einen Moment zwar verstehen und akzeptieren, aber ob ich das dauerhaft toleriere und einfach sage, ja, gut, jeder Jack ist anders.
00:42:33: Also akzeptiere ich, dass man sich niemals in dieser Beziehung entschuldigen wird bei mir.
00:42:37: Das ist ja noch mal was anderes.
00:42:40: Also ich meine überhaupt nicht, dass das Verständnis dafür aufzubringen, so was wie ein Freifahrtschein ist.
00:42:45: Die andere Person kann jetzt demnach tun, was sie will.
00:42:47: Muss sich nie entschuldigen, weil kann sie ja halt nicht.
00:42:50: Und ich hab Verständnis dafür.
00:42:51: Das ist ja Quatsch.
00:42:53: Nein, aber es macht meine eigene Handlungsfreiheit breiter.
00:42:57: Weil wenn ich mehr darüber weiß oder mehr vorstellen kann, macht es mich übrigens auch gnädiger.
00:43:02: Und damit habe ich mehr Möglichkeiten zu sagen, ja, möchte ich noch was mitzutun haben oder möchte ich nicht?
00:43:06: oder meine innere Haltung zu der Person irgendwie realistisch anzupassen.
00:43:10: Genau.
00:43:10: Also zu verstehen, warum sich manche Menschen nie entschuldigen, ist nicht gleich bedeuten mit akzeptieren, dass sich manche Leute nie entschuldigen.
00:43:19: So ist es.
00:43:20: Solltest du als Zuhörerin oder Zuhörer vielleicht merken, dass du auch zu denjenigen gehörst, die sich selten oder fast nie entschuldigen und nicht richtig entschuldigen können, geh das mal fair mit dir durch und gib der nächsten Entschuldigung mal eine Chance.
00:43:35: Wir sagen vielen Dank fürs Zuhören und wenn ihr Lust habt, schaltet gerne am nächsten Sonntag wieder ein.
00:43:40: Tschüss!
00:43:48: Das war's für heute.
00:43:49: Ich hoffe, du konntest eine Menge frischer Gedanken
00:43:51: für dich mitnehmen.
00:43:54: Mehr davon
00:43:55: gibt's auch auf meiner Seite www.franca-gerouti.de Und natürlich nächste Woche wieder hier.
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