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Psychologie- Mythen im Faktencheck

Shownotes

Haben wir eine "dominante" Gehirnhälfte - und was sagt das über uns aus? Macht Zucker Kinder hyperaktiv? Sind Frauen emotionaler als Männer? Und was hat es mit den verschiedenen "Lerntypen" auf sich? In der heutigen Folge unterziehen Franca und Christian diese uns andere Mythen einem Faktencheck.

Die Studie zu den geringen Unterschieden zwischen Männern und Frauen hinsichtlich Emotionalität: https://www.nature.com/articles/s41598-021-00143-7

Die Studie zu den Auswirkungen des Glaubens an "Lerntypen": https://www.nature.com/articles/s41598-021-00143-7

Noch ein Artikel zum Lerntypen- Mythos: https://deutsches-schulportal.de/bildungsforschung/der-lerntypen-mythos-und-seine-folgen/#:~:text=Doch%20die%20Lerntypen,F%C3%A4higkeiten%20von%20Kindern%20verst%C3%A4rken%20kann

Der sehr gute Myths- Buster mit der spärlichen Mimik ist: @timklaertauf (bei Instagram)

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Transkript anzeigen

00:00:01: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Episode Psychologie To Go.

00:00:05: Das ist dein Podcast für hilfreiche Gedanken und Impulse direkt aus meiner psychotherapeutischen Praxis.

00:00:13: Hallo und danke fürs Einschalten.

00:00:14: Das ist Psychologie To Go.

00:00:16: Ich bin Franka Girouti von Beruf Psychotherapeutin und heute soll es mal um Psychologie-Mythen im Faktencheck gehen.

00:00:25: In der letzten Episode, da ging es um unangenehme Emotionen und sogenannte schlechte Gefühle und wie wir damit umgehen können.

00:00:33: Und da haben Christian und ich erzählt, dass es nicht hilfreich ist, wenn man Ärger und Wut loswerden möchte, das laut schreiend rauszulassen oder auf Kissen einzuboxen oder so etwas.

00:00:48: Und wir haben ganz viele überraschte Zuschriften bekommen, dass Menschen nicht nur fest weiterhin an diese Hypothese der Katases geglaubt haben, also dass man Wut rauslassen muss, dass man Dampf ablassen muss, sondern sie haben ja auch erzählt, dass das beruflich, also teilweise in therapeutischen Kontexten, teilweise in Jugendhilfe-Einrichtungen oder auch im Umgang mit Kindern immer noch so propagiert wird.

00:01:17: Und das fand ich total interessant.

00:01:19: Also das kann ich schon mal nochmals bekräftigen.

00:01:22: Nein.

00:01:23: Wut rauslassen, lindert die Wut nicht, sondern es verschärft und festigt sie.

00:01:30: Das ist also so offensichtlich ein Mythos, der sich immer noch hält und teilweise auch bei Menschen im Alltag immer noch eine Rolle spielt.

00:01:38: Und das fanden Christian und ich so spannend.

00:01:40: dass wir gedacht haben, vielleicht gibt es da ja auch noch so ein paar andere Mythen, über die wir mal sprechen müssten, die wir mal hinterfragen müssten.

00:01:50: Denn das Gleiche ist schon mal passiert, als ich eine Podcastfolge hatte über den Sinn und Unsinn von Affirmationen, das die eben auch nicht unter allen Umständen gut sind, sondern manchmal sogar hinderlich sein können und so weiter.

00:02:03: So, und wenn du dich jetzt fragst, weil du zum allerersten Mal zuhörst und du denkst, wer ist denn dieser Christian?

00:02:11: Kann nur sein.

00:02:12: Dann sag ich dir das gerne.

00:02:14: Dieser Christian ist mein Mann, der ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und mein Lieblings-Podcastpartner und er sitzt ja auch schon neben mir.

00:02:23: Hallo, lieber Christian.

00:02:25: Hallo, Mythbasterin Franka.

00:02:28: Missbuster.

00:02:29: Das klingt ja gut.

00:02:31: Ja, also wir nehmen uns gewisse Mythen an.

00:02:33: und jetzt ist es so, wir haben jeder gesagt, wir gucken mal so nach drei, vier Mythen, die wir uns gegenseitig erzählen.

00:02:41: Ich hoffe, wir haben jetzt nicht das Gleiche rausgesucht.

00:02:44: Aber wir gucken mal.

00:02:45: Also, möchtest du anfangen?

00:02:47: Was hast du denn für einen Psychologiemythos, der ein und für alle mal aufgeräumt gehört?

00:02:53: Wir bekommen doch ... In Social Media immer mal wieder solche kleinen Bilder oder Tests eingespielt, die dir zeigen sollen, ob du ein links- oder rechtsdominantes Hirn hast.

00:03:05: Kennst du diese Frau, diese Balletttänzerin, die sich dreht?

00:03:09: Ja, das kenne ich.

00:03:10: oder es gibt auch so ein Pferd, das in die eine oder andere Richtung galoppiert oder es gibt so Memes mit einem Zug, der wieder reinfährt oder rausfährt in den Bahnhof.

00:03:19: Das finde ich immer total verblüffend, weil ich das meistens nur auf die eine Art und Weise sehen kann.

00:03:26: Aber mir natürlich bewusst ist, dass offensichtlich andere Menschen den Zug in die andere Richtung fahren sehen oder die Tänzerin in die andere Richtung drehen.

00:03:34: Ja eben, man kann das sowohl in die eine Richtung als auch in die andere Richtung sehen.

00:03:39: und diese kurzen Beiträge behaupten für gewöhnlich, dass daran festgestellt wird.

00:03:45: ob du eher mit der linken oder mit der rechten Hirnhälfte arbeitest.

00:03:49: Und viele werden das schon mal gehört haben, dass das in Verbindung gebracht wird mit der Frage, wenn du mehr links denkst oder links dominant denkst, dann bist du eher der logische, mathematische Typ.

00:04:01: und wenn die rechte Hirnhälfte dominanter ist, dann bist du eher der emotionale, kreative Typ.

00:04:07: Und wer das gesagt bekommt, der überprüft sich darauf hin und findet häufig, dass das auch stimmt.

00:04:14: Also bei mir heißt es immer, ich sei rechts, hier nicht sozusagen.

00:04:19: Also emotional und kreativ.

00:04:22: Und wenn wir das kurz überprüfen wollen, stimmt ja total.

00:04:25: Du bist absolut kreativ.

00:04:27: und nun ja emotional auf.

00:04:31: Wow.

00:04:31: Aber auf der anderen Seite finde ich, ich bin durchaus zu sehr logischem Denken und zu Struktur und sowas in der Lage.

00:04:37: Dann mach es doch mal.

00:04:43: Ja, go on.

00:04:44: Diese Idee, dass wir eine dominante Hirnseite haben, mit der wir arbeiten, die entspringt ganz spannenden Untersuchungen und ich sage sogar Operationen aus den Sechzigerjahren.

00:04:57: Darf ich ein bisschen ausholen?

00:04:58: Ja, klar.

00:04:59: Du weißt doch, dass es sowas wie Epilepsie gibt.

00:05:02: Ja, davon habe ich gehört.

00:05:03: Und wir stellen uns ganz kurz vor, das ist eine Art Gewitter im Gehirn, wie in einer großen Gewitterwolke.

00:05:09: Es fängt irgendwo an zu blitzen.

00:05:11: Und die ganzen Hirnzellen werden mit Strom überflutet und deswegen kommt es da, wo es Hirnzellen sind, die für die Motorik zuständig sind, von außen sichtbar auch zu krämpfen.

00:05:20: Wenn man einen Grand-Mall-Anfall hat, dann ist diese Blitzerei über das gesamte Gehirn verteilt.

00:05:25: Wenn das gar nicht zu behandeln war oder bei Menschen, bei denen das gar nicht zu behandeln war, hat man dann eine Art experimentelle Operationenversuch.

00:05:34: Also wenn man sich ein Gehirn vorstellt, dann weiß man, es hat in der Linke eine rechte Gehirnhälfte.

00:05:38: Und die beiden Hälften sind durch den sogenannten Balken das Korpus callosum verbunden.

00:05:44: Ein extrem dickes Bündel, wenn man so will, aus Stromleitung, Nervenzellen natürlich, die die Kommunikation zwischen beiden Hirnhälften erlauben.

00:05:52: Ja, okay, also man hat gedacht, bevor das Gewitter sich im ganzen Kopf ausbreitet, zerteilen wir das einfach mal in der Mitte.

00:06:00: Tatsache, ja, Tatsache hat man gemacht.

00:06:04: Die ganz genauen Umstände, wie bei wem das damals gemacht wurde, kann ich nicht wiedergeben.

00:06:09: Ich kann dir aber sagen, dass die Forscher, die sich damit beschäftigt haben, über zwanzig Jahre später den Nobelpreis dafür bekommen haben.

00:06:16: Echt?

00:06:17: Also mir kommt das eher vor, wie eine äußerst fragwürdige Herangehensweise.

00:06:22: Hat das denn den Leuten wirklich geholfen mit ihrer Epilepsie?

00:06:26: Interessanterweise mit der Epilepsie, ja, das ist klar.

00:06:29: Die Stromkabel sind tatsächlich durchgeschnitten gewesen.

00:06:31: Es konnte sich wirklich nicht auf die andere Hirnhälfte ausbreiten.

00:06:35: Okay, krass, weil ich stelle mir vor, dass das natürlich ein erheblicher Eingriff ist und dass die Leute bestimmt auch erhebliche Folgeerscheinungen davon hatten.

00:06:47: Ich meine, du kannst doch nicht einfach so ein Gehirn spalten und sagen, so, was die Epilepsie angeht, ist jetzt besser.

00:06:56: Was war denn ansonsten mit den Leuten?

00:06:58: Erstaunlich wenig.

00:07:00: Quatsch.

00:07:01: Wirklich, das ist das absolut erstaunlich gewesen.

00:07:04: Man hat sehr, sehr viele Untersuchungen dann gemacht und Tests gemacht und im Rahmen dieser Untersuchungen hat man eben festgestellt, dass es Hinregionen gibt, die mehr für das ein und mehr für das andere zuständig sind.

00:07:15: Und das konnte man testen, weil die ja nun nicht mehr miteinander kommuniziert haben und nicht mehr miteinander verbunden waren.

00:07:23: Durch diese Operation konnte man feststellen, dass das Gehirn durchaus rechts und links spezialisiert ist.

00:07:30: Die Spezialisierung betreffen zum Beispiel das Erkennen oder das sprachliche Verarbeiten von Gegenständen, die emotionale Bewertung und so weiter.

00:07:39: In den Experimenten, die man dann durchgeführt hat, stellte sich heraus, dass die linke Hemisphäre dominant für sprachliche Fähigkeiten und auch analytische Prozesse ist und die rechte Hemisphäre mehr stärken in der räumlichen Verarbeitung, in der Mustererkennung und in der nonverbal emotionalen Verarbeitung hat.

00:07:58: Das konnte man valide feststellen.

00:08:01: Und in der Popkultur, in den Medien und so weiter, es ist dann aber sehr vereinfacht worden und runtergebrochen auf die Idee, Links ist logisches Denken, rechts ist Emotion.

00:08:13: Okay, aber so ist es halt nicht.

00:08:16: Nein, so ist es tatsächlicherweise nicht.

00:08:18: Auch wenn wir Spezialisierung haben, links, rechts, so ist es doch so, dass bei solchen Prozessen, logischen, mathematischen Prozessen auch unsere rechte Hinhälfte in Wirklichkeit aktiv ist.

00:08:29: Wenn du hohe Mathematik ausführst, brauchst du kreatives Denken in Wirklichkeit.

00:08:34: Wenn du emotionale Bewertung durchführst, brauchst du trotzdem Sprache.

00:08:39: oder Mustererkennung.

00:08:41: So ist es.

00:08:42: Es gibt in Wirklichkeit keinen rechts- oder linksdominanten Typus.

00:08:46: Interessant.

00:08:47: Aber du hattest ja gesagt, es gibt doch diese Bilder, wo sich für mich die Tänzerin immer in die eine Richtung dreht oder der Zug fährt nur in die eine Richtung.

00:08:54: Hat das denn jetzt überhaupt was mit den Gehirnhälften zu tun?

00:08:58: Nein.

00:08:58: Was?

00:08:59: Nein.

00:08:59: Du kannst es ändern.

00:09:00: Du kannst es willentlich ändern.

00:09:02: Das kann man ein bisschen üben.

00:09:03: Wirklich?

00:09:03: Du hängst meistens, ja, du siehst es, siehst es in eine Richtung drehen und ... Dein Gehirn will dabei bleiben.

00:09:10: Dein Gehirn möchte im Grunde genommen dabei bleiben, was es zuerst gesehen hat, als allererstes gesehen hat.

00:09:16: Du kannst dich aber ablenken.

00:09:17: Du kannst hier zum Beispiel weggucken und kannst dir vorstellen, es würde sich in die andere Richtung drehen und dann wieder hingucken.

00:09:24: Dann kann das klappen.

00:09:25: Wirklich?

00:09:26: Ja.

00:09:26: Wenn das Bild abgehackter ist, klappt es leichter, als wenn es sehr weich sich dreht.

00:09:32: Du kannst es in beide Richtungen drehen sehen.

00:09:34: Manche Leute verzweifeln daran, weil es irgendwie gar nicht klappen will, hat aber nichts mit rechts, links, dominanten Hinhälften zu tun.

00:09:41: Und demnach auch nicht damit, ob du eher der kreative, emotionale oder eher der analytisch logische Typ bist.

00:09:47: Nein.

00:09:47: Abgesehen davon, dass diese Begriffe sowieso ein bisschen schwammig sind und immer alles dabei gebraucht wird, kannst du dir auch Folgendes vorstellen.

00:09:55: Du hast einen Stromkabel, schalte links unten, Birne links oben.

00:09:59: Ein Kabel.

00:10:00: Ja.

00:10:00: Jetzt hast du rechts auch ein Stromkabel, Schalter rechts unten, Birne rechts oben.

00:10:06: Wenn du jetzt den Schalter rechts unten bedienst, leuchtet die Birne.

00:10:09: Bedienst du den links unten, leuchtet die Birne links.

00:10:13: Und jetzt machen wir einfach, und das ist ja in Wirklichkeit so, denn wir haben ja alle verbundene Hirnhälften.

00:10:19: Jetzt legst du ein Kabel dazwischen.

00:10:21: In der Mitte machst du jetzt auch ein Stromkabel zwischen den beiden Kabeln.

00:10:25: Drückst du jetzt auf den Schalter links unten, dann leuchtet alles.

00:10:29: Ja.

00:10:29: Und auf den Rechts unten leuchtet auch alles.

00:10:32: Es gibt keine Trennung davon.

00:10:34: Okay, interessant.

00:10:36: Interessant finde ich aber auch, dass du gesagt hast, die Leute waren so relativ wenig beeinträchtigt.

00:10:41: Das finde ich richtig krass und richtig spannend.

00:10:44: Aber ich glaube, das würde noch mal eine ganze eigene Podcast-Folge füllen, wenn wir über diese Splitbrain-Versuche sprechen würden.

00:10:53: Aber jedenfalls können wir an der Stelle festhalten, Das ist ein Mythos.

00:10:57: Das ist ein Mythos.

00:10:58: Zahlreiche Studien haben das belegt.

00:10:59: Die ganze Bildgebung, die man heutzutage machen kann, wo man geguckt hat, ist es nicht doch so, hat das alles komplett zerlegt.

00:11:07: Hast du auch vorher gedacht, das ist irgendwie so, ne?

00:11:10: Zumindest ein bisschen.

00:11:11: Ja, es ist ja so eingängig.

00:11:13: Okay, ich komme jetzt ein bisschen blöd vor, weil mein Mythos ist viel banaler, glaube ich.

00:11:19: Ja, bitte.

00:11:20: Also, bei uns im Fitnessstudio gibt es einen Abteil.

00:11:24: Da kannst du Koordinationsaufgaben machen.

00:11:29: Also du stehst auf so einer Matte und musst auf Punkte treten.

00:11:32: Das gibt es auch als Partyspiel oder so.

00:11:34: Ich glaube auch auf der Wii gab es das auch.

00:11:36: Also du musst so hin und her springen, zur Musik und leuchtende Punkte treten.

00:11:41: Genau, genau.

00:11:43: Und das haben die mir vorgestellt und haben gesagt, ja, das ist total gutes kognitives Training.

00:11:48: Das ist super für die Aufmerksamkeit.

00:11:50: Das macht dich halt auch in deinem Verarbeitungstempo schneller.

00:11:54: Und das wäre jetzt eigentlich ein bisschen mehr für die älteren Menschen im Fitnessstudio gedacht.

00:11:59: Aber wenn mir das Spaß macht, darf ich das gerne auch machen.

00:12:02: Und tatsächlich kenne ich solche Programme auch aus meiner Arbeit.

00:12:06: Also zum Beispiel in der ... Ergotherapie wird so was manchmal angeboten und so weiter.

00:12:11: und dann habe ich das auch erstmal gar nicht weiter hinterfragt.

00:12:14: und dann jetzt aber eben doch, weil ich nämlich gehört habe, dass Dr.

00:12:19: Kawashima auch gar nicht schlauer macht.

00:12:23: Weißt du noch, wer Dr.

00:12:23: Kawashima war?

00:12:24: Gehirnjogging?

00:12:25: Ja, genau.

00:12:26: Das waren so Nintendo-Spiele.

00:12:28: Beziehungsweise konnte man das als Handy-App auch machen.

00:12:31: Und da konnte man so Gehirntrainings machen, so Spiele.

00:12:34: Und dann wird ja auch immer gesagt, jetzt ist dein Gehirnalter, twenty-five oder so.

00:12:39: Das stimmt nicht?

00:12:40: Nein, nein.

00:12:41: Also auch das ist ein Mythos.

00:12:45: Und zwar weiß man inzwischen, dass diese kleinen Gehirnjogging-Spiele.

00:12:51: Klar, Spaß machen und sie trainieren auch etwas, aber letztlich, wenn du zum Beispiel viele Sudokus machst, dann trainiert das genau nur diese Fertigkeit, nämlich Sudokus lösen.

00:13:03: Ach, okay.

00:13:04: Also, so Rätsel und Denkspiele werden gar nicht mal so gut übergeneralisiert, wie man das hofft.

00:13:13: Also, du kannst klar Kopfrechnen üben, dann wirst du besser im Kopf rechnen.

00:13:18: Beim Sudoku machen wirst du besser im Sudoku machen.

00:13:21: und wenn du so allgemeinen Bildungsspiele machst, so wie wir das eine Zeit lang so ein bisschen crazy gegeneinander gespielt haben, wie hieß das nochmal?

00:13:28: Quistuell.

00:13:28: Quistuell, genau.

00:13:29: Dann wirst du natürlich auch im Quistuell besser, aber die Hoffnung, die sozusagen dahinter lag, dass das dein Gehirn im Alter trainiert, dass du wendiger bleibst, dass das was mit deinem IQ macht und so, das ist halt alles nicht so.

00:13:44: Also die erhofften Benefits, die Leute sich davon so ausgemalt hatten zu haben, dass man im Grunde einfach nur ein bisschen spielt und wird dadurch schlauer und leistungsfähiger, stimmt halt nur exakt bezogen auf genau den Bereich, den du trainierst.

00:13:59: Aber dieser kleine Bereich, wenn es sowas Ähnliches im Alltag gäbe, würde ich auch bei dieser ähnlichen Sache im Alltag besser werden.

00:14:05: Oder ich kenne das von Tests, die man mit Autofahrern gemacht hat.

00:14:10: Wer am Computer Rennspiele spielt, ist auch... echt besser beim echten Autofahren in so Tests.

00:14:18: Genau.

00:14:19: Wenn es nah genug dran ist, kannst du davon profitieren.

00:14:23: Nur in meinem Alltag ist halt relativ wenig nah dran am auffarbigen Punkte hopfen.

00:14:30: Das kann schon sein, dass das sozusagen als motorisches und kognitives Ausdauertraining ein bisschen aufmerksamer macht oder dass das Verarbeitungstempo ein wenig verbessert.

00:14:43: Aber ob mir das im Alltag auf der Autobahn wirklich hilft, darf halt in Zweifel gezogen werden.

00:14:48: Da werden dann tatsächlich, wie du sagst, eher so Koordinationsspiele.

00:14:53: Gut, die nah dran sind, sowie Piloten, logisch ja auch im Flugsimulator üben.

00:15:00: Oder es gibt inzwischen auch Fahrschulen, habe ich gehört, die AI nutzen, um ihre Fahrschüler und Fahrschülerinnen erst mal auch an so einem Autospiel üben zu lassen.

00:15:11: Das ist natürlich total nah dran.

00:15:13: Aber Dr.

00:15:13: Kawashimas, Rechenspielchen, die sind halt an nichts so richtig nah dran, wovon du profitieren könntest.

00:15:21: Ja verstehe, das heißt nicht mal soll das nicht machen.

00:15:23: Das heißt nun mal soll sich nicht so wahnsinnig viel davon erhoffen.

00:15:26: Ja genau, und die Versprechen waren zumindest damals ja total riesig.

00:15:29: Die Leute haben gedacht, sie werden durchs Spielen irgendwie zum Superbrain und spiel dich zum Genie und weiß ich nicht, was da so für Ideen im Raum hängen.

00:15:39: Das ist halt nicht der Fall.

00:15:41: Es gibt sogar eine Studie, die gezeigt hat, dass selbst nach hundert Tagen ganz intensiven Training mit so diversen Denkspielen nur... Wenig Verbesserung, also minimale Verbesserung, gemessen werden konnte und nach zwei Jahren ist davon nichts mehr nachweisbar.

00:15:56: Das heißt, auch wenn man das jetzt macht, in jüngeren Jahren um irgendwie dem Alter vorzubeugen oder so, es klappt halt so nicht.

00:16:05: Gut, dann bin ich mit anderen Worten froh, dass ich meine Zeit daran nicht verschwendet habe.

00:16:10: Und quistuell haben wir ja, als wir mal Gleichstand erreicht hatten, eingestellt.

00:16:14: Und gesagt, das wird hier langsam ungut.

00:16:18: Wir sind einfach beide Gleichschlauch.

00:16:22: Das war ja auch nur Wissen, ne?

00:16:24: Ja, ja, das war so allgemein Kunst, Literatur.

00:16:28: Computerspiele.

00:16:29: Aber weißt du was?

00:16:30: Es gab noch mal so eine Art drolligen Mythos, den kann ich bei der Gelegenheit vielleicht auch noch einmal schreddern.

00:16:35: Mozart macht nicht schlauer.

00:16:38: Ihr müsst eure Babys nicht mit Mozart bedudeln.

00:16:41: Das hieß doch immer so, dass das klassische Musik im Allgemeinen die Intelligenz fördern würde.

00:16:47: Ja, und das ist im Grunde so ähnlich, dass man denkt, ich mache sowas ganz einfaches wie spielen oder sogar was Passives wie Musik hören und das verhilft meiner Intelligenz zu neuen Höhen.

00:17:00: Also irgendwie wie so eine bequeme Lösung.

00:17:02: Und klar gibt es Firmen, die haben auch genau davon profitiert.

00:17:05: Es wurden wirklich reihenweise Baby-CDs produziert, die an frisch gewordene Eltern verschickt wurden.

00:17:12: Da steht eine ganze Industrie dahinter, die davon lebt, dass Menschen das glauben.

00:17:17: Aber es gibt keinen Unterschied zwischen Mozart und Metallica.

00:17:20: Beides hat keinen dauerhaften Effekt, richtig?

00:17:23: Nein, also der Mozart-Effekt geht zurück auf einen Forscher, der hatte ... festgestellt, dass Studierende nach dem Hören einer Mozartsonate kurzfristig in räumlichen IQ-Tests besser abgeschnitten hätten.

00:17:39: Und deshalb wurde das irgendwie auch wiederum von den Medien, wie du es auch gerade schon erzählt hast, aufgegriffen und total überbefeuert, dass klassische Musik ja demnach anscheinend Intelligenz.

00:17:52: Und tatsächlich ist es aber so, dass ein lebhaftes Stück Musik, und dabei ist es tatsächlich egal, wie du gerade schon gesagt hast, ob jetzt Mozart oder Metallica ist egal, solange es dich wacher und positiver stimmt.

00:18:04: Und das ist sozusagen der vermittelende Faktor.

00:18:07: Also eine bessere Stimmung fördert kurzfristig die Konzentration.

00:18:11: Und so kann man sagen, dieser Mozart-Effekt ist einfach nur ein Stimmungseffekt.

00:18:17: Und man richtet sicherlich keinen Schaden an, wenn man jetzt seinem Baby Mozart vorspielt, aber man braucht sich auch nicht der Illusion hingeben, dass das Baby da voll nur ein Pünktchen schlauer wird.

00:18:29: Okay, dann bleibe ich bei Metallica, da kann ich mit singen.

00:18:33: Aber ich meine, was soll's?

00:18:34: Wir nutzen ja sowieso alle nur zehn Prozent unseres Spielmanns.

00:18:38: Das weiß ich, dass das ein Mythos ist.

00:18:40: Ja, das ist auch ein Mythos.

00:18:42: Und wer hat's gesagt?

00:18:44: angeblich einsteinen.

00:18:46: Aber das auch nicht.

00:18:47: Ja, genau.

00:18:47: Also, Weder hat das einstein gesagt, noch irgendein anderes Genie.

00:18:52: Jedenfalls gibt es dafür keine belegbaren Quellen.

00:18:55: und dieses, dass wir nur zehn Prozent von unserem Gehirn nutzen, das stimmt natürlich nicht.

00:19:01: Wenn man einen Schaden hat, am Hirngewebe, hat man meistens irgendeinen Ausfall.

00:19:06: Das zeigt schon mal, dass jedes Stückchen Gehirn für irgendwas Zuständig ist bei uns.

00:19:11: Außerdem kann man auch wieder meine geliebten Hirnscans machen und da sieht man auch, dass jedes Fleckchen in unserem Gehirn für Aufgaben benutzt wird.

00:19:20: Und außerdem, wir funktionieren, das fand ich ganz erstaunlich, als ich das in meinem Studium gelernt habe, zum größten Teil überhaupt nicht durch das Fließen von Strom, dass das Strom angeschaltet wird, sondern eigentlich durch das Abschalten.

00:19:36: Die meisten Neuronen feuern so die ganze Zeit im Grunde genommen und die neurologischen Vorgänge, die uns passieren, also alle Denkvorgänge und Reaktionen und unsere Bewegungen, die gesteuert werden und so weiter, die funktionieren vor allem dadurch, dass unsere Hirnzellen gehemmt werden.

00:19:52: Wenn so ein Baby auf die Welt kommt, sind die meisten Nervenzellen schon fertig.

00:19:57: Also wir kommen auf die Welt und haben eigentlich schon unsere sechsenachzig Milliarden Nervenzellen.

00:20:02: Da kommt nicht mehr so wahnsinnig viel dazu, das gibt es schon, das weiß man heutzutage, dass ein paar Nervenzellen noch nachproduziert werden können, aber im Grunde sind wir relativ fertig.

00:20:11: Alle Nervenzellen haben ja die Fähigkeit miteinander und das ist, was sie machen sollen, in Kontakt zu treten.

00:20:17: Maximal, sagt man, Zehntausend Synapsen kann eine Nervenzelle bilden.

00:20:22: Eine Nervenzelle.

00:20:24: Bis zum, es gibt welche, die werden das nie machen, weil die an einer anderen Stelle sind, aber theoretisch ist das so möglich.

00:20:29: Das ist eine gigantische Zahl an Synapsen und darauf könnte jetzt diese Idee mit den zehn Prozent abzielen, dass man nicht sagt, wir nutzen nur vom Gewebe zehn Prozent, sondern von unseren Synapsen, von unseren möglichen vielleicht nur zehn Prozent.

00:20:43: Ach so.

00:20:44: Jetzt was Spannendes.

00:20:45: In manchen Hirnregionen haben Babys doppelt so viele Synapsen als Erwachsene.

00:20:51: Also, die haben viel mehr Lernen und Hirnreifung passiert in Wirklichkeit dadurch, dass Verbindungen abgebaut werden, die die nicht gebraucht werden, nämlich.

00:21:01: Das heißt, auch so kann zehn Prozent nicht stimmen, denn wir werden schlauer durch Abbau von Hirnverbindungen.

00:21:08: Auch, wir werden noch schlauer, weil die richtigen neu gebaut werden.

00:21:11: Okay, interessant.

00:21:12: Ja, aber was heißt das, dass dieses zehn Prozent einfach im Grunde nur ein Verkaufsmythos ist, damit irgendwelche Menschen uns teuer verkaufen können, wie wir unser ganzes Potenzial entfalten?

00:21:26: Wahrscheinlich wird es ab und zu so genutzt, aber man kann es als Motivation verstehen.

00:21:30: Denn es ist ja auch fraglos, dass, wenn wir mehr Zeit in Lern investieren würden, du nicht, dann könnten wir mehr Sprachen zum Beispiel.

00:21:40: Also wir können zehn Sprachen können, können aber nur zwei.

00:21:44: Könnte man sagen, wir nutzen nur zwanzig Prozent dieses Potenzials.

00:21:50: Wenn wir uns alle mehr wissen und mehr Fähigkeiten drauf schaffen würden, könnten wir auch mehr.

00:21:56: Das kann man sagen.

00:21:57: Aber wir hatten es gerade mit den Synapsen und mit den Nervenzellen.

00:22:01: Tatsächlich ist das physikalisch begrenzt.

00:22:03: Man kann das nicht ins Unendliche steigern.

00:22:05: Das ist einfach kein Platz.

00:22:08: Und auch wenn wir nichts Neues dazu lernen, benutzen wir trotzdem unser Gehirn.

00:22:13: Vielleicht nicht immer so sinnvoll, wie wir sollten, aber es ist die ganze Zeit unter Feuer.

00:22:19: Und da ist es egal, ob wir schlafen oder wach sind und ob wir gerade lernen oder ob wir uns gerade ein bisschen berieseln lassen.

00:22:26: Benutzt wird immer alles.

00:22:28: Okay, also dass wir nur zehn Prozent unseres Gehirns nutzen würden, ist ein Mythos, das hat Albert Einstein auch.

00:22:36: niemals gesagt und man kann das theoretisch als Motivation verstehen, so nach dem Motto also ein bisschen mehr lernen könntest du auch.

00:22:44: Aber man braucht nicht auf solche Versprechen reinfallen von Leuten, die sagen, dass sie jetzt dein volles Potenzial entfalten und dir zeigen, wie du dein Gehirn richtig benutzt oder so, weil das tust du wohl.

00:22:56: Ja.

00:22:57: Ich habe auch noch so was mit so einer catchy Zahl, die buchstäblich seit Jahrzehnten herum geistert und interessanterweise der Urheber dieser Zahl selbst, war den Rest seines Lebens damit beschäftigt, das wieder einzufangen, wie das ebenfalls in den Medien übertrieben und breitgetreten wurde und einfach falsch dargestellt wurde.

00:23:20: Und zwar hast du schon mal davon gehört, dass dreiundneinzig Prozent unserer Kommunikation angeblich nonverbal und nur auf Körpersprache und Mimik beruhen und nur sieben Prozent auf den Worten, den wir eigentlich sagen.

00:23:36: So was ähnliches habe ich schon mal gehört und ich dachte mir, wozu dann Podcast machen?

00:23:42: Ja, sehr, sehr gute Frage.

00:23:44: Diese Zahl wird immer noch in Kommunikationsseminaren breitgetreten und geistert sozusagen durch die Jahrzehnte und ich würde gerne kurz aufklären, woher das kommt.

00:23:54: Und zwar war das ein Psychologieprofessor, der hieß Albert Merabian.

00:23:58: Der war von der UCLA und er hat in den Sechzeigern untersucht, wie Menschen, Gefühle vermitteln.

00:24:06: Und er hat Tonbandaufnahmen gemacht von einzelnen Worten.

00:24:10: Zum Beispiel, ein Wort war Danke und hat das in unterschiedlichem Tonfall sagen lassen.

00:24:16: Also entweder in einem verärgerten Tonfall.

00:24:19: Danke oder in einem freundlichen Tonfall.

00:24:22: Danke.

00:24:23: Was besser zum Danke passt.

00:24:25: Verstehst du?

00:24:26: Ja, verstehe ich.

00:24:27: Ich merke übrigens meine rechte Gehirnhilfe.

00:24:29: Die sortiert das nämlich ein, wie Worte gemeint sind und die Linke versteht sind.

00:24:34: Ja, jedenfalls hat er... diese Versuche, also mit dem unterschiedlichen Tonfall und den Worten kombiniert mit Versuchen von Fotos von Gesichtsausdrücken.

00:24:47: Und was er eigentlich nur herausgefunden hat, war, dass bei widersprüchlichen Signalen, also wenn zum Beispiel jemand Danke sagt, aber sehr verärgert, Leute eher die Tendenz haben, auf die Mimik und auf die Art und Weise, wie das geäußert wird, zu achten anstatt auf den Inhalt.

00:25:08: Also, wenn ich dir zum Beispiel sagen würde, mir geht's gut.

00:25:12: Aber du siehst an meiner Anspannung und an den Tränen, die mir übers Gesicht laufen.

00:25:17: Und der Zornisfalte.

00:25:17: Die Zornisfalte auf der Stirn und die Fäuste, die ich geballt habe, siehst du einfach, dass da jetzt gerade ein Mismatch besteht zwischen dem, was ich sage, nämlich mir geht's gut und dem, was ich ... Offensichtlich mit allen anderen Kanälen Ausdrücke, nämlich dass es mir nicht gut geht, dass du in diesem Fall eher auf die Körpersprache reagieren würdest.

00:25:35: Ja.

00:25:36: So, das ist ja total nachvollziehbar.

00:25:38: Und das ist im Grunde alles, was er wissenschaftlich nachgewiesen hat?

00:25:41: Ja, und das auch noch nicht mal besonders gut und auch noch nicht mal mit besonders vielen Versuchsteilnehmenden.

00:25:48: Also wie gesagt, wir reden vor den sechziger Jahren, da waren die Untersuchungen sowieso nicht jetzt auf dem Stand, den wir heute uns von Wissenschaft so erhoffen würden.

00:25:57: Und er hat dann irgendwelche Sachen sozusagen zusammengerechnet und kam dann da drauf, dass Im Falle eines Widerspruchs, fifty-fünfzig Prozent der Eindruckswirkungen auf die Mimik und die Körpersprache zurückgehen, achtunddreißig Prozent auf den Tonfall und nur sieben Prozent auf den Inhalt der Worte.

00:26:17: Unter dieser Bedingung.

00:26:18: Unter dieser Bedingung ist ja sieben Prozent auf die Worte schon fast viel.

00:26:21: Ja, genau.

00:26:23: Und das wurde jetzt aber fälschlich eben so krass verallgemeinert, als würde das für alltägliche Kommunikationssituation gelten.

00:26:32: Und klar sind Körpersprache und Stimme wichtig, aber Mirabian selbst war eben von da an beschäftigt.

00:26:40: Das.

00:26:41: wieder einzufangen und immer wieder richtig zu stellen, dass er das so nicht gemeint hat.

00:26:46: Also klar, sind wir irritiert zurecht, wenn jemand, so wie ich das gerade gesagt habe, sagt, mir geht's gut, aber gleichzeitig dabei heftig weint oder so, dass wir dann ein Missmatch zwischen der inhaltlichen Auskunft und der Körpersprache erleben und wir das in der Therapie ja zum Beispiel dann auch direkt ansprechen würden und so.

00:27:04: Das ist ja total logisch.

00:27:06: Wir haben ein Begriff dafür, wir sagen ja paramimisch.

00:27:08: Genau.

00:27:09: wenn der Inhalt nicht zu Mimik passt.

00:27:12: Genau, und das bedeutet aber eben keinesfalls, dass Pauschal, dreiundneinzig Prozent, jeder Information in jeder Situation über den Körper oder die Mimik vermittelt werden.

00:27:22: Das ist nicht so, wird aber immer noch manchmal in so Kommunikationsseminaren oder so dargestellt und über Gebühr auch beansprucht, sodass vor allen Dingen solche Kommunikationsseminare ganz häufig plötzlich nur noch darauf basieren, Dominante Körpersprache einzunehmen oder sowas, als sei egal, was man sagt, sondern nur wichtig, wie man es sagt.

00:27:44: Und das stimmt halt nicht.

00:27:45: Das kann nicht stimmen.

00:27:46: Ich hab ein tolles Beispiel gerade im Kopf.

00:27:48: Es gibt auf Instagram Tim Klärt auf.

00:27:51: Ein Wort.

00:27:52: Der Mann ohne Mimik?

00:27:53: Der Mann ohne ... Naja, wenig, wenig.

00:27:56: Sehr gleichförmig, sehr wenig Mimik.

00:27:59: Und das, was er erzählt oder erklärt, ist Spitzenklasse.

00:28:04: Der zerlegt immer ... Auch wie wir heute müten oder irgendwelche Influencer, die irgendwelchen Quatsch erzählen und sucht dafür Studien raus, zitiert diese Studien und macht es in einer absoluten, ich sag mal Seelenruhe, um nicht zu sagen, völligen Gleichförmigkeit.

00:28:19: Ja, das ist total richtig.

00:28:20: Du hast recht.

00:28:21: Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie viel in Wirklichkeiten, nämlich Worte und Fakten zählen und nicht ein reiserisches, lautes Auftreten eine dominante Alpha Bro Attitude.

00:28:35: die angeblicher Achso überzeugend wirkt.

00:28:37: Ich finde auch, das macht er sehr gut.

00:28:39: Und es stimmt halt nicht.

00:28:40: Und der arme Herr Merabian, meine Güte, der fühlte sich sein Leben lang missverstanden.

00:28:44: Das ist auch gemein, ne?

00:28:47: Wo wir gerade bei den Top Alpha Bro Influencern sind, da gibt es auch gerne mal das Thema, wie schädlich Zucker ist.

00:28:54: Und da hält sich ja auch hartnäckig das gefühlte Wissen, dass Kinder ausrasten, hyperaktiv werden, emotional instabil werden, wenn sie Zucker essen.

00:29:04: Das kennst du.

00:29:06: Aber, aber, aber...

00:29:08: Aber...

00:29:09: Stimmt das nicht auch ein bisschen?

00:29:10: Das stimmt nicht.

00:29:12: Gar nicht.

00:29:13: Wirklich?

00:29:13: Also, warte, da habe ich aber kurz Anekdotische.

00:29:16: Das ist jetzt Anekdotisch, aber natürlich insofern keine Evidenz.

00:29:19: Aber einer meiner Söhne hat manchmal heimlich Cola getrunken.

00:29:27: Und ich habe das immer gemerkt, weil er danach so schier... ausgerastet war, wie so eine kleine Kichererbse und über Tische und Bänke gegangen ist.

00:29:37: Und dann habe ich immer gesagt, Vincent, hast du Cola getrunken?

00:29:45: Und ich mein schon, dass ich ihm das am Verhalten angemerkt habe.

00:29:48: Zwei Dinge.

00:29:49: Erstens.

00:29:50: In Cola ist Koffein.

00:29:52: Und Koffein hat durchaus einen antidämpfenden Effekt, also auf ihn macht wacher fitter und so.

00:30:00: das kann man an anderer stelle nochmal besprechen.

00:30:01: wie genau das funktioniert ist super spannend.

00:30:03: das ist das ein und das andere ist er hat ja was verbotenes gemacht und das macht ihn schon mal ganz aufgeregt.

00:30:11: verstehe wir hatten auch schon mal den confirmation bias besprochen also eine verzerrung dass man etwas so wahrnimmt weil man denkt dass es so ist.

00:30:20: ja ja klar.

00:30:21: und wenn ich wusste Da steht noch eine halbe angetrunken Dose Cola im Kühlschrank.

00:30:26: Ich muss kurz zum Supermarkt.

00:30:28: Bestimmt trinken die jetzt einen Schluck Cola, die Kinder, verbotener Weise.

00:30:32: Und dann komme ich wieder und er weiß, dass er was Verbotenes gemacht hat.

00:30:35: Und ich ahne, dass er das gemacht haben könnte.

00:30:37: Und dann ist das der Effekt, sagst du?

00:30:39: Man hat das sehr sauber in Studien und zwar mehrfach auseinandergenommen.

00:30:43: Man hat das doppel verblindet, placebo kontrolliert und multicentrisch gemacht und hat Kindern ... zufällig ausgewählt, ohne dass das die Versuchsleiter wussten, zum Beispiel Getränke mit Süßstoff gegeben.

00:30:55: Und hat dann geguckt, wie reagieren die Kinder?

00:30:58: Wie reagieren die Eltern?

00:31:00: Und die Eltern beispielsweise, die dachten, ihre Kinder hätten Zucker genommen, haben sehr stark dazu tendiert, die mehr zu kontrollieren, mehr zu kritisieren, mehr einzugrenzen und schärfer zu beobachten, obwohl die Kinder nur Süßstoff hatten.

00:31:16: Das stimmt ja nicht.

00:31:17: Also richtig gut auch in Metastudien dargelegt, das stimmt nicht, da gibt es keinen Einfluss.

00:31:23: Die Idee dahinter, die ist natürlich ganz eingängig.

00:31:26: Unser Gehirn, unser Körper, aber vor allem das Gehirn braucht Glucose.

00:31:30: Eigentlich kann unser Gehirn nur Glucose verarbeiten und Glucose, Zucker.

00:31:35: Und die Idee ist, wenn ich Glucose zuführe, dann ist es wie mehr Treibstoff reinpacken.

00:31:39: und wenn ich mehr Treibstoff reingepackt habe, dann brennt das Feuer einfach heller, heißer und deswegen habe ich mehr Reaktionen.

00:31:46: Das ist so die grundlegende Idee.

00:31:48: Habe ich auch ehrlich gesagt so gedacht.

00:31:50: Ja, aber so funktioniert es halt in Wirklichkeit nicht.

00:31:53: Der Körper ist viel komplizierter.

00:31:54: Das bedeutet jetzt nicht, dass das alles völlig egal ist.

00:31:57: Und das heißt auch nicht, dass man seine Kinder jetzt mit Zucker vollstoffen soll.

00:32:00: Es hat andere negative Fekte.

00:32:02: Aber Hyperaktivität sagst du ist keiner davon.

00:32:05: Ja, ich habe das schon mal diskutiert mit jemand anderes, der hat dann gesagt, naja, aber... Zucker kommt sehr schnell ins Blut und deswegen wird sehr schnell sehr viel Insulin ausgeschüttet.

00:32:14: Das stimmt übrigens und durch eine überschließende Insulin Ausschüttung sinkt dann der Blutzuckerspiegel und kann ja sein, dass es keine Hyperaktivität durch zu viel Zucker gibt, aber durch den Unterzucker, der dann kommt, gibt es den Zucker Crash und die Kinder werden unleitlich, instabil, kwängelig, weinerlich.

00:32:33: So wie manche Leute auch sagen, ich habe ohne genug zu essen schlechte Laune.

00:32:39: Hat man auch nachgeguckt, gibt es keine Evidenz dafür.

00:32:41: Das ist nicht so gut untersucht wie das andere, aber es gibt bei den Kindern keine Evidenz, keine Beweis für diesen Zuckercrash.

00:32:48: Und ehrlich gesagt, reicht es auch nicht, wie stark der Blutzucker abfällt.

00:32:52: Also es gibt das schon, diese abfallende Welle nach einer hohen Insulinausschüttung, das gibt es, aber dass das reichen würde, damit man emotional zusammenbricht, ähm, eigentlich nicht.

00:33:03: Viel Zuckerkonsum fällt einfach häufig zusammen mit Familienfesten, irgendwas Besonderem oder was heimlich gemachten oder so.

00:33:11: Und das führt eher, diese Aufregung führt eher dazu.

00:33:14: Kinder sind emotional nicht stabil.

00:33:17: Das kann man so nicht sagen.

00:33:18: Und wenn es dann so aufregende Situationen kommt, die häufig mit Zuckerkonsum einhergehen, dann sieht es so aus, als ob es aber nicht wahr ist.

00:33:25: Das ist also eine Scheinkorrelation.

00:33:27: Verstehe interessant.

00:33:30: Ich bin trotzdem, ehrlich gesagt, ganz glücklich, dass ich das, solange meine Kinder relativ klein waren, auch echt gedacht habe, weil das einer der Gründe war, warum ich nicht so ganz bedenkenlos meine Kinder mit Süßigkeiten vollgestopft hätte.

00:33:45: Aber das ist ja sicherlich dennoch günstig, wenn man das nicht tut.

00:33:49: Natürlich hat Zucker schädliche Konsequenzen, aber noch mal Hyperaktivität in dem Sinne ist keiner davon.

00:33:56: Nein.

00:33:56: Okay.

00:33:57: Aber karios theoretisch und übergewicht möglicherweise auch.

00:34:00: Also man darf auf die Bremse treten.

00:34:02: Okay.

00:34:03: Ich habe auch noch was in Hinblick auf Kinder.

00:34:06: Ja sag.

00:34:06: Und zwar hast du schon mal gehört, dass es verschiedene Lerntypen geben soll.

00:34:12: Also dass Menschen sich dahingehend unterscheiden, wie sie idealerweise lernen.

00:34:19: Ja, ich dachte immer, ich bin der visuelle Typ.

00:34:22: Ja, und ich dachte, ich bin der auditive Typ, kannst du mal sehen, wie sich das so durchgesetzt hat?

00:34:26: Diese Idee stand auch so aus den siebziger, achziger Jahren und geht auf die Ideen von einem Pädagogen zurück, der gesagt hat, es gibt so was wie angeborene Typen und Menschen unterscheiden sich, so wie du gerade gesagt hast.

00:34:39: Manche lernen besser visuell, manche lernen besser auditiv und manche brauchen kinesthetische Erfahrungen.

00:34:46: und manche lernen besser, wenn sie was lesen oder hinschreiben.

00:34:51: Und die Idee war halt, dass wenn man diesen angeblich angeborenen Lerntyp kennt, dann könnte man ja den Lernstoff zum Beispiel in der Schule optimal angepasst an das Kind präsentieren.

00:35:04: Und das funktioniert so nicht?

00:35:06: Nee, also tatsächlich ja, interessanterweise glauben das immer noch ganz, ganz viele Menschen und auch Lehrkräfte.

00:35:14: Und es steckt ein Körnchen Wahrheit insofern drin, dass Menschen vorleben haben.

00:35:20: Das heißt, wenn du sagst, du bist der visuelle Typ, heißt das nicht, dass du besser lernst, wenn du etwas siehst, sondern lieber.

00:35:29: Heißt es nicht auch, dass ich das vielleicht besser begreife?

00:35:32: Also Medizin lernen mit... Der Zeichentricksendung, es war einmal das Leben, finde ich viel einfacher, als es zu lesen.

00:35:39: Ja, genau.

00:35:40: Du bevorzugst es.

00:35:42: Es kommt dir einfacher vor.

00:35:44: Es heißt aber nicht, dass du auf den anderen Kanälen, also zum Beispiel, wenn du einen Lernpodcast über Medizininhalte gehabt hättest, den du nur hättest hören können.

00:35:54: Und so was gab es zu unserer Zeit leider gar nicht.

00:35:58: Oder wenn du ... halt ein verständlich aufbereiteten Artikel gelesen hättest, das bedeutet nicht, dass du durch diese Fernsehserie das jetzt irgendwie besser gelernt hättest, sondern nur, dass es dir halt lieber ist.

00:36:12: Also... Was ich damit sagen will, es ist schon total sinnvoll, vor allem wenn es um komplexe Inhalte geht oder du hast gerade deinen Medizinstudium angesprochen, dann ist das schon sinnvoll, das auf verschiedene Arten und sagen wir mal abwechslungsreich und unterhaltsam zu präsentieren.

00:36:28: Also es ist schon gut, wenn man eine Grafik hat, die was veranschaulicht oder wenn man es gut verbal erklären kann oder wenn man so wie du, du bist ja auch der Meister darin, Sachen pantomimisch darzustellen.

00:36:39: Wenn du unserem Sohn was erklären möchtest, was chemisch abspielt, dann gleich das einem interessanten Ausdruckstanz, dann fassen wir uns alle an den Händen und jetzt lässt du los und das Kissen ist der Schalter und so.

00:36:51: Also du bringst Sachen ja sehr gut visuell und kinesthetisch auch noch rüber.

00:36:56: Und das ist auch total gut.

00:36:58: Also tatsächlich behalten Kinder Dinge besser, wenn sie ... auf allen Sinnen angesprochen werden.

00:37:04: Also wenn Sie was hören, wenn Sie's hinschreiben, wenn Sie das mit Gesten untermalen.

00:37:08: Also insofern hat dieser Lerntypen Mythos auf jeden Fall dazu geführt, dass Lehrkräfte ihren Material, sagen wir mal, abwechslungsreicher gestalten.

00:37:19: Und das ist ein total guter Kniff.

00:37:22: Aber es gibt überhaupt keine belastbaren Belege für feste Lerntypen.

00:37:29: Es gibt keine Visuellen.

00:37:32: Lerner oder auditiven Lerner, sondern wie gesagt allenfalls Vorlieben.

00:37:39: Also das habe ich einmal gelernt, das stimmt aber, dass um einen Stoff zu festigen, ich den möglichst höhere See selber schreibe, vorlese und sehe.

00:37:51: Genau, also wenn du einmal sozusagen alles durchgehst, also wenn du was verstanden hast, kannst du das daran überprüfen, ob du es selber erklären kannst.

00:37:58: Wenn du noch eine visuelle Vorstellung hast, hilft dir das vielleicht auch nochmal anders zu festigen und so.

00:38:03: Also wie gesagt, da ein und das gleiche Material ein bisschen vielfältig und dadurch auch abwechslungsreicher zu gestalten, ist nicht das Problem.

00:38:11: Das Problem an diesem Mythos ist, dass diese festen Kategorien und auch das Baharren auf diesen Lerntypen tatsächlich sogar ein bisschen schädlich sein kann, weil Kinder, denen das erzählt wurde oder auch die Eltern von Kindern oder auch die Lernkräfte, wenn die wirklich geglaubt haben, es gibt so was wie ein praktischen Lerntyp, dann ist das Kind dadurch auf eine gewisse Art und Weise festgelegt, also sei es zum Beispiel akademisch oder naturwissenschaftlich nicht so begabt, sondern soll halt mal lieber Handwerker werden oder so.

00:38:44: Also nicht, dass das was Schlechtes wäre, Handwerker zu werden, aber es führt zu einer Ethiketierung, es führt zu einem Stereotypen Denken, es führt möglicherweise zu einem viel zu frühen Festlegen.

00:38:55: Und das hat dann eher mit dem berühmten Rosentaleffekt zu tun, als mit der tatsächlichen Lernbegabung des Kindes, wenn nämlich Bezugspersonen oder auch Lehrkräfte glauben, ein Kind sei in einer gewissen Hinsicht entweder begabt oder nicht so begabt.

00:39:12: dann für diese Voreingenommenheit dazu, dass das Kind in dieser Hinsicht auch besondere Förderung erhält oder eben nicht und sich deswegen vorurteilsgemäß entwickelt.

00:39:25: Aber das macht die Aussage ja nicht wahr, sondern das Kind war möglicherweise in allen Bereichen gleich begabt.

00:39:31: Es wurde nur durch diese Lerntypenkategorisierung vielleicht Stereotyp festgelegt.

00:39:36: Da haben wir es wieder mit dem Abbau von Synapsen.

00:39:39: Use it or lose it.

00:39:40: Und wenn es nicht benutzt wird, baut es sich abspannend.

00:39:44: Ist das wahr, was du mir erzählt hast oder soll ich dich auf einen Lügendetektor setzen?

00:39:49: Lügendetektor ist also unser nächstes Thema?

00:39:52: Ich muss das jetzt mal sagen, weil ich gerade ein paar Tage eine Pressemitteilung gelesen habe, dass in irgendeinem amerikanischen Ministerium jetzt ganz viele Lügendetektoren angeschafft wurden.

00:40:05: Ja, weil Science ist dafür abgeschafft in Amerika.

00:40:09: Es gibt einen guten Grund, warum Lügendetektoren im Rechtswesen z.B.

00:40:13: in Deutschland oder in den meisten europäischen Ländern nichts suchen haben.

00:40:17: Denn man kann mit so einem Gerät keine Lügen feststellen, sondern es ist überhaupt ein Erregungsdetektor.

00:40:24: Ein Stressdest.

00:40:26: Genau.

00:40:27: Und die Idee ist, wer ... Wer lügt, hat am meisten Stress.

00:40:30: Ja.

00:40:31: Ja, aber ich kenne Leute, die in der Polizeikontrolle schon in Tränen ausbrechen, weil es sie so stresst.

00:40:36: Und zwar nicht, weil sie wirklich was gemacht haben, sondern weil es sie stresst.

00:40:40: Und die würden alle in so einem Lügendetektor-Test abrauschen und durchfallen und womöglich falsch beschuldigt, weil der Lügendetektor einfach ein hohes Stresslevel erfassen würde, was sie aber aus ganz anderen Gründen haben und nicht einfach, weil sie sich schuldig fühlen.

00:40:53: So ist es.

00:40:54: So ist es.

00:40:54: Diese Poligrafen sind zum einen trainierbar, betrügbar und zum anderen liefern sie nachweislich so viele falsch positive Befunde, dass sie etwa vierzig Prozent daneben liegen.

00:41:08: Und das ist einfach bei weitem zu viel.

00:41:10: Das heißt, sechszig Prozent richtig.

00:41:12: Das ist ja nur zehn Prozent über Ratewahrscheinlichkeit.

00:41:16: Menschen sind relativ gute Lügendetektoren.

00:41:19: Und das geht manchmal so ein bisschen an uns vorbei.

00:41:22: Aber das weißt du auch, dass man häufig genug jemanden beim Lügen ertappt.

00:41:26: Weil wir Menschen ganz gute Sinne dafür haben, ob jemand die Unwahrheit sagt.

00:41:31: Das Gemeine ist bloß, Menschen sind halt auch supergute Lügner.

00:41:34: Ja, ich wollte nämlich gerade sagen, also ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass Menschen Lügen auf Anhieb so gut erkennen können.

00:41:40: Abgesehen davon, vielleicht bei Menschen, die sie sehr gut kennen, also wo sie so einen sehr guten Ausgangswert haben, oder?

00:41:48: Also ich bilde mir immer ein zum Beispiel bei meinen Kindern, gut erkennen zu können, ob die lügen oder nicht.

00:41:53: Und selbst wenn der kleine Vincent behauptet hat, nein, ich habe keine Cola getrunken, konnte ich das einwandfrei als Lüge entlarven.

00:42:01: Aber wie du schon sagst, also ich bin mir nicht sicher, ob ich bei fremden Menschen, die ich nicht gut kenne, deren Mimik ich ohnehin nicht gut einschätzen kann und die vielleicht außerdem noch sehr gute Lügner sind, ob ich eine Chance hätte, das zu identifizieren.

00:42:15: Nein, wenn jemand gut lügen kann oder vorbereitet ist, ist die Chance daneben zu liegen viel zu groß, als dass man davon eine Sicherheit machen könnte.

00:42:24: Aber Lügen muss man auch ein bisschen lernen.

00:42:25: Wie du schon gesagt hast, bei Kindern kriegt man das viel besser mit.

00:42:29: Aber wenn die das mal geübt haben, eine Zeit lang, was sie machen müssen, dann kann das ein Mensch ganz gut.

00:42:35: Und das ist sozusagen der Kampf.

00:42:36: Also wir sind gute Lügen-Detektoren, aber auch gute Lügner.

00:42:39: Verstehe, ja.

00:42:41: Aber Lügen-Detektoren, also die Geräte, diese Polygraphen, die sind es halt nicht.

00:42:46: Nee, gar nicht.

00:42:47: Okay.

00:42:48: Ich habe noch einen Mythos und zwar werde ich tatsächlich auch immer wieder gebeten, dazu mal was zu sagen.

00:42:55: Es geht so in Richtung weibliche und männliche Energie.

00:43:01: Oh, liebe ich.

00:43:02: Also erst mal das an sich und dieser alte Mythos, dass Frauen ja angeblich nicht nur eine ganz andere Energie hätten, sondern auch viel emotionaler sind als Männer.

00:43:15: Und was hast du für Ergebnisse dazu?

00:43:18: Also, die Annahme, dass Frauen gefühlsbetonter seien als Männer, das hat natürlich historische und uralte Wurzeln und die diesbezüglichen Geschlechtsrollen-Styriotype sind uralt.

00:43:31: Ich verweise nochmal auf die Theorie zur Hysterie, also angelehnt an das Wort.

00:43:38: Hysterat.

00:43:38: Hysterat für Gebär, Mutter, Frauen seien ja angeblich so hysterisch und so irrational, während Männer eben als beherrscht und rational gelten.

00:43:47: Das ist uralt und das ist total falsch.

00:43:51: Und nicht nur, dass ich solche Stereotype und solche immer wieder neu erzählten Geschichten darüber, wie Männer angeblich seien und wie Frauen angeblich seien, echt nicht mehr hören kann.

00:44:04: Hat es uns auch Probleme eingebrockt.

00:44:07: Es ist nämlich durchaus so, dass wir ja heute wissen in der Medizin, dass rein physiologisch körperlich vieles für Frauen nie so erprobt wurde oder nie an Frauendinge getestet wurde.

00:44:18: Und es liegt unter anderem daran, dass diese Vorstellung eben so durchdringend war, dass die Unterschiede so krass sein und dass Frauen durch hormonelle Schwankungen und den Zyklus So unberechenbar sein, dass man sie teilweise von klinischen Studien ausgeschlossen hat, eben aus der Angst heraus, dass Stimmungsschwankungen bei Frauen die Ergebnisse verzerren würden.

00:44:41: Und deshalb sind Frauen teilweise in der medizinischen Forschung lange Zeit komplett unterrepräsentiert oder gar nicht erfasst worden.

00:44:48: Und das macht jetzt an anderer Ecke Probleme.

00:44:50: Und damit sage ich nicht, dass Frauen nicht auch natürlich Hormonschwankungen haben.

00:44:56: Und ich sage nicht, dass es nicht auch so was gibt wie das prämenstruelle Syndrome oder so.

00:45:00: Natürlich machen Hormone was mit der Stimmung.

00:45:03: Aber daraus abzuleiten, dass Frauen generell emotionaler sein als Männer, das ist halt falsch.

00:45:11: Sondern was stimmt, ist, dass Männer und Frauen Emotionen anders ausdrücken.

00:45:18: Das kann sein.

00:45:19: Ich fühle mich selber ja hochgradig emotional in mir drin.

00:45:23: das ist super dass du das sagst und dass du das auch so empfindest.

00:45:26: also es gibt tatsächlich studien.

00:45:28: zum beispiel gab's zwanzig ein und zwanzig eine studie die werde ich auch verlinken so wie alles mögliche was wir heute in diesem podcast verwendet haben.

00:45:36: da hat man über hundertvierzig männer und frauen über einen längeren zeitraum begleitet und genau um.

00:45:42: Übrigens auch diese hormonellen Aspekte zu erfassen, hat man die Frauen wiederum in vier Gruppen unterteilt, nämlich in Frauen, die einfach so ihren natürlichen Zyklus haben und dann noch andere Gruppen, wo Frauen drin waren, die in irgendeiner Art und Weise Medikamente genommen haben, die auf den hormonellen Zyklus einwirken, also zum Beispiel Verhütungsmittel.

00:46:02: Also... Die Pille oder so.

00:46:04: Also man hat vier Frauengruppen und eine Männergruppe gehabt und hat die über einen längeren Zeitraum ihre Stimmungen protokollieren lassen jeden Tag.

00:46:12: Und dabei kam raus, die Schwankungsbreite zwischen Hoch- und Tiefs ist bei beiden Geschlechtern ganz ähnlich ausgeprägt.

00:46:21: Jetzt frage ich mich natürlich, gibt es einen Unterschied in dem, wie man seinen Gefühlen nach außen Raum gibt.

00:46:28: Ja genau, das ist auch im Grunde der Erklärungsansatz der Forschenden.

00:46:32: Also es gibt Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

00:46:35: So ganz prinzipiell und auch bei den Gefühlen.

00:46:37: So ganz prinzipiell, aber also ich versuche mal das anschaulich zu erklären.

00:46:41: Die Bandbreite, wie du als Mann so bist oder sein kannst und wie du als Frau bist und sein kannst, ist so riesig, dass statistisch betrachtet, der Mittelmann, der Mittelfrau, ähnlicher ist.

00:46:56: als der Mittelmann einem extremen Mann, weißt du, wie ich es meine?

00:46:59: Rechts oder links davon?

00:47:00: Ja, genau.

00:47:00: Also, wenn wir uns zwei Gauss-Kurven vorstellen, so die durchschnittliche Frau mit der ganzen Bandbreite wie Frau und so sein können und der durchschnittliche Mann mit der ganzen breiten Bandbreite wie Männer so sein können, dann ergeben sich da so zwei umgekehrte U-Kurven und die überlappen aber ganz stark.

00:47:20: sodass die Durchschnitte nahe beieinander liegen.

00:47:24: Männer und Frauen sind sich viel ähnlicher, als dass sie sich unähnlich sind.

00:47:30: Aber es gibt extreme Frauen und extreme Männer, die aber... dem durchschnittlichen Mann oder der durchschnittlichen Frau wiederum statistisch gesehen unähnlicher sind.

00:47:42: Weißt du, was ich meine?

00:47:43: Das ist ein bisschen komplex, aber...

00:47:45: Ich weiß das.

00:47:45: Ich kenne diese Bilder und diese Kurven.

00:47:47: Ja.

00:47:48: Ich mag das auch sehr gerne.

00:47:49: Das bringt uns dem Realismus nämlich viel näher.

00:47:52: Genau.

00:47:52: Und was manchmal gemacht wird, wird ein Extrem eines Geschlechts auf der linken Seite zu vergleichen mit dem Extrem eines Geschlechts auf der rechten Seite.

00:47:59: Und dann ist es ein Riesenunterschied.

00:48:01: Ja.

00:48:02: Könnte man innerhalb eines Geschlechts aber eben auch machen, ne?

00:48:05: Also es gibt... Männer, die sehr, sehr starke Emotionen haben und das weit nach außen tragen.

00:48:10: Und die sind ähnlicher Frauen, die es genauso haben, als sie Männern ähnlich sind, die wenig Emotionen haben oder zeigen.

00:48:18: Ja, so.

00:48:19: Und die Unterschiede, die wir wahrnehmen, sind darüber hinaus offenbar weniger von unserem biologischen Geschlecht, Determiniert als viel mehr.

00:48:28: durch unsere Sozialisation, durch unsere Kultur, durch das, was uns beigebracht wurde, was von uns erwartet wird, welche Gefühle wir äußern und wie wir das tun.

00:48:38: Außerdem ist die Wahrnehmung stark verzerrt.

00:48:41: Es gibt auch Untersuchungen, die zeigen das z.B.

00:48:43: im Sport.

00:48:44: Wenn Männer sich da emotional zeigen, wird ihnen das als leidenschaftlich ausgelegt.

00:48:49: Wenn Frauen sich emotional zeigen, wird ihnen das häufig so als überemotional aussehen.

00:48:55: Bitte, bitte, bitte.

00:48:57: Fußball, Fußball, Schwalben beim Fußball sind der Wahnsinn.

00:49:02: Aber auch Fouls.

00:49:05: Das muss man sich angucken.

00:49:06: Da muss man mal öfter Frauenfußball gucken.

00:49:10: Und Männerfußball, das ist richtig stark.

00:49:12: Da haben wir extreme Unterschiede.

00:49:15: Trotzdem gibt es Leute, die sich dieser Stereotype bedienen, die das wiederum vermeintlich konzeptualisieren und dann von weiblicher oder ... männliche Energie sprechen.

00:49:27: Und da hört dann für mich auch so ein bisschen der Spaß auf.

00:49:30: Vor allen Dingen dann, wenn dann so getan wird, als seien irgendwelche mentalen Schieflagen oder wirklich auch psychische Probleme darauf zurückzuführen, dass jemand angeblich nicht in seiner richtigen Energie sei.

00:49:43: Wobei weibliche Energie, logisch, du kannst es dir vorstellen, ganz tief in die Vorurteilskiste gegriffen.

00:49:49: Also weibliche Energie bedeutet dann immer, dass es und aufopfernd und weich und gewährend als Frau bist du das Gefäß.

00:50:01: Ja, und die männliche Energie ist dann irgendwie, was weiß ich, forsch und voranschreitend und tatkräftig und so.

00:50:08: Also wie gesagt, nimm sämtliches Stereotypen über Frauen und über Männer, die wir eigentlich hartnäckig versuchen zu bekämpfen.

00:50:15: Jedenfalls ich aus meiner Position versuche die ganze Zeit solche Vorurteile zu überwinden.

00:50:20: Und dann kommt da so eine esoterische Welle daher, die sagt, es gibt weibliche und männliche Energie und richtig bist du, wenn du in deine Energie bist.

00:50:30: finde ich halt total schwierig.

00:50:33: Das ist esoterik.

00:50:34: Das hat mit seriöser Psychologie überhaupt nichts zu tun.

00:50:38: Es gibt kein einziges Konzept, das nahelegen würde, dass es so etwas wie weibliche oder männliche Energie gibt oder dass die Geschlechtsspezifisch irgendwo verortet ist oder dass man da irgendwas richtig oder falsch macht.

00:50:51: Das ist einfach ein Mythos.

00:50:53: Also, Männer sind die vernünftigen, Frauen sind die gefühlvollen.

00:50:56: So stimmt das nicht.

00:50:57: Ich bin vernünftig und gefühlvoll und wenn ich das mal sagen darf, du auch.

00:51:02: Okay.

00:51:02: Mythos zerstört.

00:51:04: Genau.

00:51:05: Okay, also ich bin weder rechts hier nicht noch besonders weiblich.

00:51:10: Noch bin ich der auditive Lerntyp und noch hat mich Mozart je schlauer gemacht.

00:51:15: Und wenn ich im Fitnessstudio auf die farbigen Felder hopse, dann ist das gut für meine Motorik, aber es bringt mich eventuell im ... Alter auch nicht weiter und nützt mehr nichts beim Autofahren.

00:51:25: Und Zucker macht dich nicht hyperaktiv.

00:51:27: Ja, deshalb habe ich persönlich schon lange wiederlegt.

00:51:30: Ich glaube, ich bin der letzte Mensch auf Erden, der seinen Kaffee auch mit Zucker trinkt.

00:51:35: Ja, stimmt.

00:51:36: Wirklich?

00:51:37: Manchmal komme ich zu Menschen, zu Freundinnen und die haben noch nicht mal Zucker im Haus.

00:51:43: Wenn ihr mögt, könnt ihr uns von euren Erfahrungen mit diesen oder anderen Psychologie-Mythen berichten.

00:51:49: Am besten bei Instagram unter Franka-Unterstrich-Cheroti-Unterstrich-Psychologie.

00:51:56: Franka schreibt sich in der Mitte mit C und Cheruti schreibt sich am Anfang auch mit C.

00:52:00: Wir freuen uns, wenn wir da ein bisschen im Austausch bleiben oder wenn ihr uns noch Fragen oder Themen zu zukünftigen Folgen stellen wollt.

00:52:08: Und die rein auditiven Typen hören uns am nächsten Sonntag einfach wieder.

00:52:12: Da freu ich mich drauf!

00:52:16: Bis dahin, tschüss!

00:52:23: Das war's für heute.

00:52:25: Ich hoffe, du konntest eine Menge frischer Gedanken für dich mitnehmen.

00:52:30: Mehr davon gibt's auch auf meiner Seite.

00:52:32: www.franca-cheruti.de Und natürlich nächste Woche wieder hier.

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