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Falsch abgebogen, oder nur noch nicht angekommen? Über die Unsicherheit nach großen Entscheidungen

Shownotes

Zwischen „Oh je! War das richtig?“ und „Ich bin angekommen!“ liegt eine Phase, in der unruhige Gefühle ganz normal sind. In dieser Episode sortieren Franca und Christian die typischen inneren Zweifel nach großen Entscheidungen.

Woran du erkennst, ob es noch Ankommen ist oder schon Kurskorrektur braucht, wie du mit gezielten Fragen echte Daten über dein neues Leben bekommst, wo Red Flags drohen und ab wann Eingewöhnung zur Fehlanpassung wird, erfährst du in dieser Folge.

Diese Folge ist für alle, die nach Jobwechsel, Umzug, Trennung oder großen Entscheidungen ein wenig Orientierung suchen.

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Transkript anzeigen

00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Episode Psychologie To Go.

00:00:05: Das ist dein Podcast für hilfreiche Gedanken und Impulse direkt aus meiner psychotherapeutischen Praxis.

00:00:12: Bin ich falsch abgebogen oder bin ich vielleicht einfach nur noch nicht so richtig angekommen?

00:00:19: War das, was ich entschieden habe, ein Fehler und die Unruhe, die ich empfinde, ist wirklich ein Alarmsignal?

00:00:27: Oder bin ich vielleicht einfach nur noch ein bisschen unruhig?

00:00:30: weil sich alles noch so neu und unvertraut anfühlt.

00:00:33: Das ist eine Situation, in der ganz viele Menschen immer wieder sind, dass sie sich mutig für einen neuen Schritt entscheiden, zum Beispiel beruflich oder was den Wohnort angeht oder auch was die Beziehung angeht.

00:00:45: Und dann in der neuen Situation, obwohl sie sie aktiv herbeigeführt haben, erst mal gar nicht so richtig

00:00:51: ankommen.

00:00:52: Und heute soll es mal darum gehen, wie wir vielleicht ein bisschen zuverlässiger unterscheiden können, Ob diese Unruhe und dieses Unbehagen, dass wir manchmal am Beginn neuer Abschnitte an uns feststellen, ob das wirklich ein Hinweis dafür ist, dass wir ein Fehler gemacht haben, dass wir vielleicht die Entscheidungen überdenken oder rückabwickeln sollten, wenn möglich, oder ob wir uns noch ein bisschen Zeit geben dürfen.

00:01:18: Mein Name ist Franka Girotti, ich bin Psychologische Psychotherapeutin von Beruf und an meiner Seite ist heute wieder Mein Mann, Christian, weiß, er ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und wir haben gemeinsam schon ganz viel entschieden und zum Glück weniger davon bereut.

00:01:37: Aber die Unruhe kennen wir beide ganz gut, oder?

00:01:40: Hallo, Christian.

00:01:41: Hallo, Franka.

00:01:42: Ja, Tatsache, ich glaube, wir sind sowas wie Profis geworden in den letzten Jahren.

00:01:47: Was das Treffen von Entscheidungen und die Unruhe, die das mit sich bringt, angeht.

00:01:52: Denn nicht nur haben wir uns für uns entschieden.

00:01:55: Wir haben ein Haus gekauft.

00:01:57: Wir haben gemeinsam Praxis aufgemacht.

00:02:00: Wir haben gemeinsam eine zweite gruppentherapeutische Praxis aufgemacht.

00:02:04: Du hast hier diesen Podcast zu echter Größe geführt, wirklich wahr?

00:02:07: Vielen Dank, ja.

00:02:09: Zu meiner eigenen größten Überraschung.

00:02:11: Ja, aber mit dem Podcast sind wir auf Tour gegangen.

00:02:14: Wir haben ein Buch zusammengeschrieben, du hast noch ein Buch geschrieben, ein Workbook zum Nein sagen.

00:02:20: Dann haben wir unsere Praxen aufgegeben, wir haben unser Haus ausgeräumt, sind auf Weltreise gegangen und haben dann geguckt, was jetzt weiter kommt.

00:02:28: Und man muss ganz ehrlich sein, nichts davon ist irgendwie super leicht gewesen und nichts davon ist nur mit positiven und euphorischen Gefühlen verbunden gewesen.

00:02:38: Nein, gar nicht.

00:02:39: Also die Aufzählung... zeigt jetzt vielleicht noch mal, dass wir auch ganz gut kennen, was es bedeutet, nicht nur Dinge zu entscheiden und mutig zu sein, sondern dann auch da zu stehen mit der Entscheidung, die man getroffen hat und immer mal wieder auch zu denken.

00:02:55: Shit, shit, shit.

00:02:56: War das das Richtige?

00:02:58: Und diese Unruhe im Bauch und die Zweifel und das Abwägen und immer auch der Abgleich.

00:03:04: hätten wir es anders, hätten wir es besser entscheiden müssen.

00:03:07: Hätte es andere Optionen gegeben, war das überhaupt vernünftig und so weiter.

00:03:11: Also wir kennen das gerade, finde ich, aus den letzten Jahren, wo wir auch beruflich so krasse Entscheidungen getroffen haben.

00:03:18: Ganz gut, oder?

00:03:20: Ja, wir kennen das gut und wir haben regelmäßig Klienten gehabt und immer noch Klienten, die auch mit so ambivalenten Gefühlen zu uns kommen.

00:03:27: Und hier sind wir nicht nur aufgrund des therapeutischen Hintergrunds, sondern eben auch aufgrund eigener Erfahrung, durchaus Experten.

00:03:35: Vielleicht können wir einmal kurz klären, warum es uns eigentlich in so eine Art Unruhe versetzt oder was überhaupt so schwierig daran ist, in neuen Situationen zu sein.

00:03:47: Und mir hilft das immer, wenn ich mir bewusst mache, dass mein Gehirn ja nicht nur reaktiv ist, also nicht nur auf Umstände reagiert, die es vorfindet, sondern dass das Gehirn ja auch so was ist wie ein Vorhersageapparat.

00:04:03: Also wir antizipieren ja ganz, ganz viel, was als nächstes passiert.

00:04:08: Das ist die Hauptaufgabe.

00:04:10: Es ist so lustig, wenn du ein Ball fangen willst, dann kann dein Gehirn überhaupt nicht darauf reagieren, wo der Ball im Moment des Fangs ist, sondern Wir gucken in die Zukunft.

00:04:22: Wir sind dazu auch tatsächlich in der Lage.

00:04:24: Also, wenn du dich jemals gefragt hast, ob es möglich ist, die Zukunft vorherzugehen, ja, ja ist es.

00:04:29: Unser Gehirn macht das die ganze Zeit.

00:04:33: So gut es kann.

00:04:34: Und dass das nicht immer klappt, das merkst du daran, dass du nicht jeden Ball fängst.

00:04:39: Aber du musst, weil die Entscheidung deines Gehirns, welche Muskulatur wann einzusetzen ist und wann du den Arm ausstreckst, wie du die Hand öffnest und so weiter.

00:04:49: Weil dein Gehirn dafür Zeit braucht, muss es im Gegenzug dazu berechnen, wo der Ball sich befinden

00:04:55: wird.

00:04:55: Und

00:04:56: nur dann kannst du es schaffen, ihn zu fangen.

00:04:59: Und jetzt sind wir in unserem normalen Leben nicht ständig damit beschäftigt, Bälle zu schnappen, aber so ungefähr.

00:05:05: Also unser Gehirn hat schon gerne das Gefühl, wir wissen, was der nächste Schritt sein wird, wo es hingeht, was uns erwartet.

00:05:12: Und es trifft vorhersagen diesbezüglich.

00:05:14: Und ich finde, man merkt das Bedürfnis auch so stark.

00:05:17: Ganz viele Menschen kennen das ja, dass sie, wenn sie zum Beispiel einen... Termin haben, der sie ein bisschen beunruhigt, dass sie sich dann schon mal Gespräche ausmalen, wie die sein werden und wer was sagt und ganze Drehbücher im Kopf schreiben, weil es ein großes Bedürfnis zu geben scheint, sich Sicherheit zu verschaffen, indem man ungefähr weiß, was kommt.

00:05:38: Und es funktioniert auch.

00:05:39: Im Straßenverkehr heißt es, du sollst vorausschauend fahren.

00:05:42: Ja.

00:05:43: Das bedeutet das?

00:05:44: Ja, das mit den Dialogen vorausschauend klappt dahin gegen oft gar nicht mal so gut.

00:05:50: Aber das Prinzip ist, denke ich, klar.

00:05:52: Und was jetzt passiert in einer neuen Situation ist, dass unser Gehirn im Grunde ständig Vorhersage Fehler macht.

00:06:00: Also es versucht, Situationen vorwegzunehmen, wie sie sein könnten oder uns innerlich auf irgendwas einzustellen, was uns jetzt erwartet, aber logisch in einer neuen Situation passieren dabei unendlich viele Fehler.

00:06:15: Ja, das ist auch gar nicht anders zu erwarten, um so weiter weg die Situation.

00:06:19: und um so mehr Entscheidungen möglich sind, dann ist das wie so ein Baum, wo man später nicht mehr sagen kann, wohin welcher Ast ganz genau führt und in welchem Blatt endet.

00:06:27: Ja, aber selbst, also es muss ja gar nicht so chaotisch sein.

00:06:30: Ich bin ja zum Beispiel nicht so eine Meisterin der Orientierung.

00:06:33: Ich finde es manchmal schon anstrengend, in neuen Umgebungen mir nur zu merken, wo ist der nächste Supermarkt, der nächste Briefkasten oder in diesem Gebäude der richtige Fahrstuhl oder so.

00:06:43: Also, allein ob ich mich jetzt nach links oder rechts wenden muss.

00:06:48: Ständig passieren erneuen Umgebungen kleine Vorhersagefehler.

00:06:53: Und jeder dieser kleinen Fehler kann so ein bisschen die Unruhe verschärfen, die das mit sich bringt.

00:07:00: Ja, das gibt einen ganz guten Grund dafür.

00:07:02: Wenn wir also in die Zukunft rechnen und haben eine Erwartung, wie das passieren wird und unsere Erwartung, wie es hätte sein sollen, wird nicht erfüllt, dann hast du ein Leck.

00:07:13: Du hast zu wenig Dopaminausschüttung.

00:07:16: Wird deine Erwartung erfüllt, ist das super.

00:07:18: Dann gibt es mehr Dopamin.

00:07:20: Das freut uns ein Stück weit und gibt uns Antrieb und Feuer.

00:07:23: Wenn das aber nicht passiert, haben wir etwas weniger Dopamin.

00:07:26: Das fühlt sich meistens nicht gut an.

00:07:28: Und bist du in einer neuen Situation, hast du ständig Situationen, die nicht so sind, wie du sie erwartet hast.

00:07:33: Und das geht mit unangenehmen Gefühlen einher.

00:07:37: Und Menschen unterscheiden sich scheinbar dahingehend, wie viel Unsicherheit sie auch gut tolerieren oder nicht.

00:07:43: Und das erklärt vielleicht auch, warum manche Personen dennoch sich in eine neue Situation nach der anderen hineinstürzen und diese Unruhe quasi auch okay in Kauf nehmen und andere Menschen sich wahnsinnig schwer tun mit Veränderungen allgemein oder auch weitreichende Entscheidungen zu treffen, weil sie vielleicht eine etwas erhöhte Unsicherheitstoleranz haben im Vergleich zu anderen Menschen.

00:08:10: Das heißt, dass sie sich durch diese Turbulenzen, die zu erwarten sind, ein bisschen schwieriger durchkämpfen sozusagen.

00:08:19: Da greift wahrscheinlich wieder unser biopsychosoziales Modell.

00:08:23: Du hast eine gewisse Grundausstattung.

00:08:25: schon von vornherein.

00:08:26: Da gibt es zum Beispiel spannende Untersuchungen zu den Aktivitäten im Frontal her.

00:08:30: Also es gibt eine gewisse Grundausstattung.

00:08:33: Dann ist es eine Art Lerneffekt.

00:08:36: Also wenn du das schon öfter gemacht hast.

00:08:38: Jetzt, ich sage mal ein bisschen so wie wir von der einen neuen Sache in die nächste neue Sache springen und es geht gut aus.

00:08:45: Ja.

00:08:46: Dann... bist du ja zuversichtlicher schon bei jedem Mal.

00:08:49: Genau, dann erwartet man das auch einfach, dass es so ein bisschen holpert und dass man dann quasi, wie soll ich sagen, in den nächsten Gang schaltet.

00:08:56: Man ist einfach nicht mehr so beunruhigt, wenn man es ein paar Mal gemacht hat.

00:08:59: Also auch größere Entscheidungen zu treffen.

00:09:01: Irgendwie übt sich das.

00:09:03: Ja, und wenn du dann noch die soziale Komponente, und in dem Fall, Franka, bist du meine, da die soziale Komponente hast, dass du jemanden hast, der dich bestätigt, oder wenn ich unruhige Gefühle habe, Dann zu dir sagt, was soll schon sein?

00:09:19: Dann ist das hilfreich.

00:09:20: Ja.

00:09:22: Du könntest mich also in Zukunft nicht mehr als Hallo-Schönheit bezeichnen, sondern als Hallo-Sozial-Komponente.

00:09:33: Nein, Leuten passt dies nicht, in anderen Leuten passt vielleicht

00:09:35: das nicht.

00:09:36: Nein.

00:09:38: Nein, ich weiß schon, was du meinst.

00:09:39: Klar ist es hilfreich, wenn man so eine Unruhe auch mit jemandem teilen kann oder wenn man jemand hat, der mit einem gemeinsam darüber reflektieren kann.

00:09:48: Aber genau darum soll es ja auch heute gehen.

00:09:50: Wie unterscheide ich denn, ob das sozusagen noch die normale Anpassungsunruhe ist, die ich erlebe?

00:09:58: Oder ob ich vielleicht wirklich einen Fehler gemacht habe?

00:10:01: Genau das ist ja das Thema heute.

00:10:03: Und eine Sache, die dabei aber vielleicht vorangeschickt noch wichtig ist, zu verstehen, Und das knüpft so ein bisschen an das an, was du auch gerade nochmal gesagt hast, dass Menschen sich ja unterscheiden in ihrer Disposition, also ihrer genetischen Grundausstattung, aber dann eben auch ihrem sozialen und psychologischen Großwerden und so weiter und so weiter.

00:10:22: Und das führt natürlich auch dazu, dass wir Zustände anders bewerten.

00:10:28: Wir haben neulicher schon mal über Gefühle gesprochen in einer Podcastfolge, die Menschen als eher negativ wahrnehmen.

00:10:38: Und da hatten wir erklärt, dass die rein physiologische Empfindung von Herzklopfen und vielleicht ein bisschen flacherer Atmung und einem gewissen Kribbeln im Bauch je nach Label, das man draufklebt, so was sein kann wie Vorfreude oder Lampenfieber.

00:11:01: Es fühlt sich rein körperlich superähnlich an.

00:11:05: Und es ist aber dann so ein bisschen auch an uns, wie wir das bewerten und wie wir es nennen, diese Emotionen, die wir gerade spüren.

00:11:12: Und wir hatten damals in dieser Podcastfolge schon gesagt, Name it to tame it.

00:11:18: Also benenne es, um es zu zähmen.

00:11:20: Genau.

00:11:21: Der Punkt ist aber, dass wir natürlich unsere Emotionen und Gefühle, die wir so haben, auch ganz stark heranziehen, um Situationen zu bewerten.

00:11:29: Und das ist auch deshalb so wichtig, weil, stell dir mal vor, Du bist in einem neuen Job.

00:11:37: Ganz neu, die ersten Arbeitstage.

00:11:40: Und du hast schlecht geschlafen, weil du ein bisschen unruhig gewesen bist.

00:11:44: Dann war vielleicht der Weg schon noch ein bisschen länger, als du vermutet hattest.

00:11:48: So kommst du schon etwas gestresster an.

00:11:51: Dann gibt es unglaublich viel Kaffee.

00:11:52: Das kommt ja völlig unbekannt

00:11:53: vor.

00:11:53: Einmal noch nie gehört, ne?

00:11:55: Das ist für ein Job.

00:11:56: Einer, wo ganz viele Leute ganz viel Kaffee trinken und die ganze Zeit unter Alarm sind.

00:12:00: Und dann kommst du dahin und diese Gemengelage aus zu wenig Schlaf, zu viel Koffein, zu wenig gegessen.

00:12:08: macht dich vielleicht insgesamt so ein bisschen flau und zitterig.

00:12:13: Und wenn wir jetzt nur dieses Gefühl als Grundlage nehmen für unsere Bewertung sozusagen, könnte das sein, dass wir das fehl attribuieren.

00:12:22: Dass wir also denken, dieses eher unbehagliche Körpergefühl kommt durch den Job.

00:12:28: Ich sag dir, Franka, das ist... nicht so selten gewesen, dass ich nach der fünften großen Tasse Kaffee so ein fieses Gefühl in der Magengrube bekommen habe.

00:12:39: Und es ist gar nicht so leicht zu unterscheiden, ob das jetzt vom Kaffee kommt, gleichzeitig mit der leichten Zittrigkeit oder von den Außensituationen.

00:12:47: Ist das noch nervös oder schon Kaffee, Delirium?

00:12:51: Nee, aber ehrlich, also man muss ja keine Scheinprobleme jagen, die man gar nicht hat.

00:12:55: Also wenn man merkt, das könnte einfach das sein.

00:12:57: Das

00:12:57: ist ein toller Satz, den schreibe ich mir auf T-Shirt.

00:13:01: Man muss keine Scheinprobleme jagen, die man nicht

00:13:03: hat.

00:13:04: Nee, also möchte ich als ersten Tipp schon mal da lassen, zu gucken oder auch so ein bisschen genauer hinzuschauen, was fühle ich denn da gerade und welche Faktoren spielen alle mit rein.

00:13:13: Also nicht jedes schlechte Gefühl hat direkt mit der neuen Umgebung zu tun oder mit der neuen Situation oder sagt irgendwas aus, sondern es kann auch über Bande durch andere Faktoren bedingt sein.

00:13:25: die mich gerade nicht so gut füllen lassen.

00:13:27: Also das kriege ich aber in dem Moment ganz speziell, nur punktuell nicht raus.

00:13:31: Das kann ich ja nicht unterscheiden.

00:13:33: Dazu müsste ich ja wenigstens mal einen Tag haben, zum Beispiel ohne Kaffee, um zu gucken, ob sich das gleiche Gefühl einstellt.

00:13:40: Ja, Leute wie du und ich experimentieren, dann halt einfach mit sowas rum.

00:13:44: Ich habe das ja gerade zum Beispiel mit, kann ich Paprika vertragen, ja oder nein.

00:13:48: Also warte ich einen Moment ab, in dem es mir super gut geht.

00:13:52: Und dann er sich eine ganze rote Paprika und dann gucken wir mal.

00:13:55: Also ja, kann man so machen.

00:13:57: Also das wirklich mal experimentell angehen und alle möglichen Faktoren ausklammern oder bewusst nutzen, um so ein bisschen zuverlässiger zu überlegen, woher kommt wirklich mein Unbehagen?

00:14:11: Also du sagst, man muss das Gefühl, dass man hat benennen, sagen, was ist denn das für ein Gefühl?

00:14:15: Ja.

00:14:16: Und dann?

00:14:16: Ja, fast etwas wissenschaftlich radien und sagen, was könnte das alles auslösen und Stück für Stück Auslöser weglassen?

00:14:24: Ja, genau.

00:14:25: Also, weil ich meine, wenn man im Krankenhaus arbeitet oder gearbeitet hat, so wie wir, dann sind das häufig so Adrenalin und Koffein und teilweise auch Nikotinlastige Jobs.

00:14:36: Da gibt es ganz viele Faktoren, warum man sich faktisch auch ein bisschen kribbelig fühlen kann, die nichts damit zu tun haben, dass der Job nicht passen würde.

00:14:44: Das ist einfach so.

00:14:46: Also, nur das Gefühl zu haben, ist noch keine Sicherheit, woran das liegt.

00:14:51: Bei mir ist ein tolles Beispiel Wetter.

00:14:54: Mhm.

00:14:55: Drei Grad miselregen, grau relativ dunkel.

00:14:58: Ja.

00:14:59: Finde ich alles mies.

00:15:00: Ja, stimmt.

00:15:01: Und

00:15:02: das ist aber dann nicht die Wahrheit, sondern es ist das Wetter.

00:15:04: Ja, ja.

00:15:05: Okay, da merke ich schon, man braucht Zeit.

00:15:08: Ein bisschen Zeit.

00:15:09: Ja, aber das Gute ist, wenn wir jetzt über Entscheidungen sprechen, wie wirklich ein neuen Job oder ein neues Wohnumfeld oder auch... ob du dich aus einer Beziehung gelöst oder auf eine Beziehung eingelassen hast, also so wirklich große Entscheidungen, die stürzt du ja idealerweise sowieso nicht nach zwei oder drei Wochen wieder um.

00:15:25: Also dann lasst dir halt auch Zeit, das ein bisschen zu begucken, bevor du die nächste große Entscheidung triffst.

00:15:31: Da spricht ja jetzt erst mal auch gar nichts gegen, diese Zeit zu nutzen.

00:15:35: Und wie soll ich das sagen?

00:15:38: Nicht so sehr in diesem unguten Gefühl zu verharren.

00:15:43: sondern das eben als kleine psychologische Experimentierstudie mit sich selber zu machen, zu nutzen.

00:15:50: Also muss man sich ein bisschen aus sich herausheben und ein bisschen von außen begucken?

00:15:53: Immer gut.

00:15:54: Ich habe übrigens mal geguckt, weil wir das wirklich oft gefragt werden.

00:15:58: Auch in Hinblick auf, war das ein Fehler, was ich gemacht habe oder bin ich es einfach nur noch nicht so gewohnt?

00:16:04: Wie lang dauert das denn, bis man sich an neue Situationen gewöhnt hat?

00:16:09: Und da habe ich ganz, ganz verschiedene So kurze Studien oder Überblicksarbeiten gefunden, zum Beispiel, wenn du so aus dem Arbeits- und Organisationspsychologischen Bereich guckst, und da werden zum Beispiel bei der Arbeit Veränderungen in der Organisation vorgenommen, also jetzt nichts Lebensveränderendes wie ein Umzug oder eine neue Beziehung, aber auf deiner Arbeitsstelle verändert sich was im Prozess.

00:16:35: Da brauchen Leute ungefähr fünf Wochen, bis sie damit so eingeguft sind.

00:16:41: Wenn es sich aber um ganz neuen Job handelt, dann sagen Leute im Durchschnitt, dass sie drei bis sechs Monate brauchen, um wirklich sinnvoll bewerten zu können, ob das jetzt eine gute Idee war oder nicht.

00:16:56: Deckt sich das noch mit deiner Erfahrung?

00:16:58: Das ist spannend, denn ich habe mal gelernt, dass sich die eigene Identität... nach ungefähr sechs Monaten einer neuen Realität annähert oder anpasst.

00:17:07: Das ist jetzt nicht evidenzbasiert, aber so wie ich es mal beigebracht bekommen habe.

00:17:12: Wenn du aufhörst zu rauchen, dauert es etwa ein halbes Jahr, bist du auch wirklich das Gefühl hast, ich bin ja nicht raucher.

00:17:18: Vorher bist du ein Raucher, der nicht raucht.

00:17:21: Ah, okay, verstehe,

00:17:22: ja.

00:17:22: Und das würde sich halt damit ganz gut decken.

00:17:25: Dann bist du drin, dann hast du es völlig aufgenommen und fühlst du das, dann bist du ein bisschen mehr wie Fisch im Wasser.

00:17:32: Also du kannst dich in den System gut bewegen, weißt Bescheid.

00:17:36: Diese ganzen Unsicherheiten, die du vorhin beschrieben hast, wo ist der nächste Aufzug?

00:17:40: Wie heißt wer mit Vornamen?

00:17:41: An wen wende ich nicht bei was?

00:17:43: Das ist wahrscheinlich nach ungefähr einem halben Jahr alles eingegruft.

00:17:46: Und dann sollte dieses unruhige Gefühl, das mit Veränderung einhergeht, weitgehend nachgelassen haben.

00:17:53: Ja, es kommt halt wirklich... Extrem stark darauf an, über welchen Lebensbereich sprechen wir, wie groß war die Entscheidung für dich persönlich, wie steht es um deine persönliche Unsicherheitstoleranz und so weiter.

00:18:07: Man kann wirklich total schwer irgendwelche allgemeingültigen Zahlen in den Raum werfen.

00:18:11: In Wirklichkeit geht das, glaube ich, eigentlich nicht.

00:18:13: Das sind jetzt nur so Zahlen, die ich jetzt einfach gefunden habe in Studien, aber ich glaube, dass das individuell sehr verschieden sein

00:18:19: kann.

00:18:21: Und eine Sache finde ich auch noch interessant im Hinterkopf zu behalten.

00:18:25: Es gibt für Menschen, die zum Beispiel auswandern, so eine Art Honeymoon-Phase.

00:18:32: Die erleben erst die Entscheidung als goldrichtig das Beste, was sie hier machen konnten.

00:18:39: Das neue Land fühlt sich an wie Urlaub.

00:18:42: Also die sind wie im Honeymoon und bei denen tritt dann manchmal so das Gefühl, es könnte auch ein Fehler gewesen sein.

00:18:50: Und hier ist auch nicht alles rosig und in dem neuen Land ist auch nicht alles perfekt.

00:18:55: Und so, das tritt da häufig erst ein bisschen Zeitversetzt ein.

00:18:59: Also da macht das so eine Phase von erst mal totaler Euphorie.

00:19:03: Und man fühlt sich absolut bestätigt in der Entscheidung und dann kommt das so ein bisschen nachversetzt, dass man dann auch merkt, na ja, es ist nicht alles so toll.

00:19:12: Und dann kann manchmal das Gefühl dann doch falsch abgebogen zu sein oder eine falsche Entscheidung getroffen zu haben, sehr viel später sogar erst einsetzen.

00:19:21: Und dazu möchte ich aber auch noch sagen, dass Anpassung, also sozusagen der vollzogene Akt der Assimilation mit der neuen Situation, oder wie kann man das sagen?

00:19:33: Also, dass man wirklich angekommen ist in der neuen Situation, bedeutet ja nicht automatisch, dass man alles rosig finden muss, sondern Anpassung bedeutet, dass man die Übergangsphase überstanden

00:19:45: hat.

00:19:46: Ja, und ich nehme jetzt mal ein körperliches Beispiel, um schon auch seelische damit zu erklären.

00:19:51: Du hast vorhin gesagt, wenn jemand auswandert, dann wandert er beispielsweise in ein Land aus mit sehr viel Sonne.

00:19:57: Dann wird der oder diejenige wahrscheinlich brauner.

00:20:01: Dein Haut passt sich der erhöhten Sonnennstrahlung an.

00:20:05: Das ist eine Anpassungsleistung.

00:20:06: Das ist ganz ohne Wertung.

00:20:08: Und wenn jetzt aus dem medizinischen Bereich du im OP arbeitest, dann musst du auf einmal sehr viel stehen, sehr viel Haken halten.

00:20:15: Das ausgesprochen anstrengend ist eine Zwangshaltung und das wird dir am Anfang unfassbar schwerfallen.

00:20:22: Und erst über die Dauer der Zeit baust du dementsprechende Muskulatur und auch Technik auf, um das ein bisschen entspannter zu machen.

00:20:28: Und tatsächlich kann ich dir auch sagen, nach drei Monaten wird das besser.

00:20:31: Und das unangenehme Gefühl, nämlich Muskelschmerzen, Muskelkater, geht dann weg, das ist die Anpassungsleistung.

00:20:38: Genau.

00:20:39: Und wenn das nicht gut gelingt, gibt es übrigens auch tatsächlich eine klinische Diagnose und die nennt sich Anpassungsstörung.

00:20:48: Und das ist zum Beispiel so, wenn nach einer Trennung oder nach dem Verlust eines Arbeitsplatzes oder auch wenn Elternschaft eingetreten ist, also wie auch immer, wenn eine große Lebensveränderung statt gehabt hat, durch die man sich belastet fühlt.

00:21:05: Und dann psychische Symptome anhaltend entwickelt, die schon eine Alltagsbelastung darstellen, aber nicht die Kriterien für zum Beispiel eine Depression oder eine Angststörung erfüllen.

00:21:18: Es ist eher so ein gemischtes, bedrücktes Bild, eine emotionale Beeinträchtigung und das kann einhergehen mit Gefühlen von Lehre oder Niedergedrücktheit oder Erfreudlosigkeit.

00:21:30: Traurigkeit, Ängstlichkeit, all das, auch mit dem veränderten Sozialverhalten, dass man sich isoliert und so weiter, ohne dass das die Kriterien jetzt explizit einer Depression oder Angststörung erfüllen würde, sondern es bleibt, was das angeht, eher so subklinisch und steht in Zusammenhang mit der Lebensveränderung.

00:21:51: Dann sprechen wir von einer sogenannten Anpassungsstörung.

00:21:55: Also wenn dieser Zustand innerhalb von einem Monat nach dem lebensverändernden Ereignis eintritt und nicht nach einem halben Jahr von alleine wieder abklingt.

00:22:06: Da haben wir wieder das halbe Jahr.

00:22:08: Scheint sich durchzuziehen.

00:22:10: Genau.

00:22:11: Aber wie gesagt, das ist nicht total allgemeingültig, es dient jetzt nur zur gedanklichen Orientierung und es ist, wenn man große Veränderungen in seinem Leben hatte, auch einfach nicht zu erwarten, dass man nach einem halben Jahr an einem Punkt steht, wo alles Sonne ist, sondern es dient jetzt nur so als Hinweis, wenn man wirklich ein halbes Jahr im Grunde mehr oder weniger sich dahin schleppt und leidet und viel grübelt und nicht mehr schläft und sich schlecht fühlt und alle möglichen Symptome an sich merkt, seit der Veränderung.

00:22:40: Dann würde ich mal über ein Gespräch mit einem Fachmenschen nachdenken.

00:22:44: Dann ist es vielleicht eine Anpassungsstörung.

00:22:47: Bezogen auf deine ursprüngliche Frage, falsch abgebogen oder nur noch nicht angekommen, bedeutet das, wenn sie es nach einem halben Jahr noch nicht signifikant verbessert hat.

00:22:56: Ich mich noch nicht anpassen konnte.

00:22:58: Dann ist vielleicht falsch abgebogen.

00:23:00: Ja, möglicherweise.

00:23:01: Und wir haben ein paar Punkte mal zusammengetragen, an denen man ... für sich selber so versuchen kann abzuleiten, ob man sich vielleicht einfach nur noch ein bisschen Zeit geben muss und ob man sich zurecht ruckelt in dieser Situation oder ob man vielleicht noch mal eine mutige Entscheidung treffen muss, eine weitere Entscheidung, um sich aus dem aktuellen Zustand wieder raus zu befreien.

00:23:24: Und das passt jetzt ganz gut zu dem, was wir gerade schon hatten, mit dem sich selbst einfach mal als interessantes Studienobjekt betrachten.

00:23:33: Und zwar wäre es ganz gut, wenn man sich über einen gewissen Zeitraum, den man sich selber festlegt, vier Wochen oder sechs Wochen, mal wirklich gut beobachtet und auch Kriterien festlegt.

00:23:45: Woran mache ich denn überhaupt fest, wie es mir geht?

00:23:48: Und Franka, wir machen das ja auch normalerweise, wenn wir Therapien beginnen.

00:23:52: Wir fragen natürlich neben dem, warum der Klientier ist, wo es hingehen soll, was ist das Ziel, was soll sich verändern und woran können wir das merken?

00:24:01: Denn häufig, und das ist ganz normal, hängen wir in so einem diffusen Gefühl, ohne es verwörter zu haben, ohne genau zu wissen, wie geht es mir eigentlich?

00:24:11: Und wenn man so typisch wie ich, dann hilft es zum Beispiel, eine Zahl zuzuordnen.

00:24:16: Mir hilft es durchaus, wenn ich das ein bisschen präziser mache, wenn ich sage, meine Stimmung ist auf einer Skala von minus zehn bis plus zehn heute bei plus fünf.

00:24:26: Ja, oder mein Schlaf war von minus zehn bis plus zehn eine solide Sieben.

00:24:31: Ja, also das ist durchaus hilfreich.

00:24:34: Denn unsere täglichen Bewertungen von irgendwas, die sind nicht so richtig verlässlich.

00:24:39: Weißt du, was ich meine?

00:24:40: Also ein bisschen eine Objektivierbarkeit reinbringen.

00:24:44: Das ist so interessant, weil in der Gruppentherapie habe ich ja so einen Dokubogen.

00:24:50: Also in der Gruppentherapie ist es ja so, dass du für jede Patientin und jeden Patienten einzeln dokumentierst, was in der Sitzung so los war.

00:24:58: Darüber hinaus so eine Art Stimmungscheck und Schlafcheck und Schmerzcheck und Konsumcheck und alles Mögliche für jeden, jede Woche gemacht.

00:25:09: Ich hatte mir so ein Arbeitsplatz vorbereitet, wo ich das einfach immer durchgekreuzt habe.

00:25:12: Und das ist auch so interessant, dass ganz häufig Menschen kommen und sagen, zum Beispiel, mir geht es total schlecht und ich schlafe nur noch mies und das ist schon seit Ewigkeiten so.

00:25:25: Und das war so interessant.

00:25:27: So spannend, dass ich teilweise sagen konnte, aber letzten Freitag hast du eigentlich gesagt, dass du eine gute Phase hattest.

00:25:34: Also mir geht es nur darum, der Punkt ist, dass wenn wir uns schlecht fühlen, wir das manchmal auch fühlen wie unendlich.

00:25:43: Also als wäre es schon immer so, als wäre es fühl immer so.

00:25:47: Und es war teilweise total interessant, dass ich dann ja meinen Gruppenteilnehmerinnen und Teilnehmern sagen konnte, schau mal letzte Woche, erinnerst du dich.

00:25:54: Da hast du eigentlich gesagt, du bist aufgeräumter Stimmung und hast gut geschlafen und dann kam dann teilweise, boah, ja stimmt, hatte ich schon wieder total vergessen.

00:26:00: Weil wenn du drin steckst im Loch, fühlst du auch nur das.

00:26:05: Du bewertest sowohl Zukunft, aber interessanterweise auch Vergangenheit, so wie du dich heute fühlst.

00:26:11: Ganz oft.

00:26:12: Und es hilft, Tagebuch darüber zu führen.

00:26:15: Ja genau, und damit meine ich wirklich nicht eine komplizierte und vielleicht auch... unnötige Problemfokussierung anzustoßen, sondern dass man sich selbst vielleicht drei Stichworte nimmt, wo man weiß, die sind für mich relevant.

00:26:28: Also zum Beispiel der Schlaf, die allgemeine Stimmung und die körperliche Verfassung.

00:26:33: Und dass man sich einfach nur mal für einen gewissen Zeitraum Tag für Tag mit Smilies von mir aus.

00:26:39: Weißt du, smilen das Smiley?

00:26:40: Strichmund Smiley und ähm, trauriger Smiley.

00:26:44: Festhält, wie es denn so war.

00:26:45: Also komplizierter muss es ja überhaupt nicht werden.

00:26:47: um Tendenzen abzulesen und dann kann man über vier bis sechs Wochen sehen, wird es besser oder nicht.

00:26:53: Also es soll nicht kompliziert werden, es soll nicht irgendwas sein, was jetzt ins Leben eingreift oder uns nur noch um unsere negativen Aspekte kreisen lässt, sondern es soll eine kleine, etwas objektiv wirbare Befundaufnahme sein über einen Zeitraum, an dem man vielleicht auch Tendenzen ablesen kann.

00:27:09: Und wenn man dann merkt, es wird schon besser, Na, dann handelt sich vielleicht immer noch um die normale Anpassungsunruhe, die man empfindet, die sich von alleine legt.

00:27:18: Es gibt dabei einen ganz spannenden, vielleicht ein bisschen lustigen, menschlichen Aspekt.

00:27:23: Denn wir empfinden ja alle ambivalenz.

00:27:24: Du hast eine lebenswichtige Entscheidung getroffen, du musst dich jetzt an die neue Situation anpassen.

00:27:30: Und wenn du die Entscheidung getroffen hast und es ist eher schwierig, dann hat dein Kopf, dein Hirn, die Tendenz, diese ... Dissonanz, ich habe es ja entschieden, es ist trotzdem im Moment sehr schwierig, hat die Tendenz das aufzulösen und wird versuchen dir zu erklären, warum es richtig war.

00:27:46: Und unser Hirn hat dann die Tendenz, es uns besser zu machen.

00:27:49: Auch das wird mit der Zeit passieren in den meisten Fällen.

00:27:53: Ja, aber manchmal auch nicht, also ich höre

00:27:55: natürlich...

00:27:55: Direkt eben nicht, also Stichwort Zankenkostfellacy.

00:28:00: Es gibt ja nun mal das Phänomen, dass wenn Leute viel Energie, viele Ressourcen, viel Geld oder viel Aufwand in irgendein Projekt hineingegeben haben oder ganz viel Mut gebündelt haben, um eine krasse Entscheidung zu treffen, also sie haben viel investiert, dass sie dann auch dann daran festhalten, wenn es sich eigentlich als Flop erweist.

00:28:23: Ach, du sagst so einfach ist es gar nicht.

00:28:25: Nee, so einfach ist es nicht.

00:28:27: Das ist ja schön, dass das Gehirn einmal getroffene Entscheidungen uns dann auch vielleicht schön schwätzt.

00:28:32: Aber auf der anderen Seite kann das dazu führen, dass wir immer weiter in etwas hineinbuttern, was im Grunde eine Sackgasse ist.

00:28:39: Also auch da muss man vielleicht ein bisschen genauer hinschauen.

00:28:42: Die Aktienanalysen würden sagen Verluste begrenzen.

00:28:46: Genau, weil das sehe ich natürlich auch in der Praxis ganz häufig.

00:28:51: Zum Beispiel einen Hinblick auf eher schwierige Beziehungsdynamiken, Leute das Gefühl haben, ja, aber ich habe doch schon so viel rein investiert.

00:28:58: So als wäre das die Rechtfertigung, deshalb auch für immer weiter hinein zu investieren, in eine Beziehung, die marode ist.

00:29:04: Weißt du, was ich meine?

00:29:06: Also nach dem Motto, je mehr Kraft es dich gekostet hat, desto länger hältst du dran fest, weil du dir nicht einräumen magst, dass das ein Schuss in Ofen war.

00:29:16: Also kann ich daraus den Rat ableiten vielleicht?

00:29:19: Ich setze mir einen Zeitpunkt in der Zukunft weit weg genug.

00:29:23: Und wenn es sich bis dahin nicht geändert hat, dann sage ich hier an der Stelle mache ich nicht weiter.

00:29:29: Da bin ich wirklich falsch abgebogen.

00:29:31: Ja.

00:29:32: Und du hast gerade schon... angesprochen, wie wertvoll das auch manchmal ist, sich von sich selbst zu distanzieren.

00:29:38: Und ein hilfreicher Trick dafür ist ja auch, dass man sich zum Beispiel fragt, würde ich exakt die Situation, in der ich jetzt stecke, meine neue Situation, die sich jetzt ergeben hat nach der Veränderung, würde ich die jemand anders wünschen?

00:29:52: Würde ich das meiner Tochter, meinem Sohn, irgendjemandem so wünschen und würde ich dann sagen, ja, mach mal weiter so.

00:29:58: Zieh durch.

00:29:59: Oder eher nicht.

00:30:01: Das ist schön.

00:30:01: Das ist wieder so eine Distanzierungstechnik.

00:30:03: Genau.

00:30:05: Und noch was ganz Wichtiges, um so ein bisschen Klarheit reinzukriegen, ist für mich auch ein Wertecheck.

00:30:13: Und damit meine ich Folgendes.

00:30:14: Wir haben ja mehr oder weniger bewusst Werte, an denen wir unser Leben so ausrichten.

00:30:20: Also Dinge, die für uns irgendwie auch unverhandelbar sind, die uns bedeutsam sind, die so was wie unseren inneren Kompass darstellen.

00:30:28: Und wenn ich jetzt zum Beispiel beruflich oder privat oder was den Wohnort angeht, eine Entscheidung getroffen habe oder eine neue Situation vorfinde, die hart gegen meine Werte verstößt, dann ist das natürlich auch ein Zeichen, dass du vielleicht falsch abgebogen sein könntest.

00:30:44: Dafür musst du dir die Werte aber auch erst mal klarmachen.

00:30:47: Um das nicht als diffuses Unwohlsein zu bemerken, sondern um den Finger drauflegen zu können, ja, was ist denn eigentlich das Problem?

00:30:55: Okay, das finde ich total gut, abrechenbar, kommt mir sehr entgegen.

00:30:59: Mein Wert beispielsweise ist Freiheit.

00:31:01: Einer meiner höchsten Werte ist Freiheit.

00:31:03: Wenn ich jetzt in einer neuen Beziehung wäre und das kann eine Freundschaft sein, das kann eine Lebensbeziehung, eine romantische Beziehung sein, das kann eine Arbeitsbeziehung sein.

00:31:12: Und Freiheit klappt in dieser Art von Beziehung nicht.

00:31:16: Wenn mein Freund mir keine Freiheiten lässt, weil mir meine Frau keine Freiheiten lässt, weil mir mein Arbeitgeber keine Freiheiten lässt und ich bin die ganze Zeit mit dem Gefühl von beschränkt und eingesperrt beschäftigt, dann brauche ich nicht so lange abzuwarten.

00:31:29: Genau.

00:31:30: Also wenn das müsste man halt von sich wissen und man kann natürlich auch gucken, welche Werte habe ich vielleicht speziell in Hinblick auf dieses Veränderungsgebiet?

00:31:40: Also du zum Beispiel hast, beruflich wie auch privat, bei dir zieht sich das halt durch, aber auch beruflich hast du gerade gesagt ein großes Autonomie- und Freiheitsbedürfnis.

00:31:50: Du entscheidest gerne allein, du organisierst gerne allein wann, wo, was, wie, mit wem und so weiter.

00:31:56: Du bist nicht jemand, der eine engere Taktung braucht.

00:32:00: andere Menschen ticken da natürlich ganz anders.

00:32:01: Deshalb ist es wichtig, sich selber klarzumachen in dem Veränderungsbereich, über den wir jetzt gerade reden, was habe ich denn da für Werte?

00:32:09: Und zum Beispiel könnte das in Hinblick auf Beruf sowas sein, wie du gerade gesagt hast, Autonomie oder Freiheit, wie viel darf ich selbst entscheiden?

00:32:16: Es kann aber auch sein, dass dir beruflich zum Beispiel Kompetenz und Wirksamkeitserleben super wichtig ist.

00:32:22: Also habe ich das Gefühl, ich bin hier an der Stelle, wo ich wirklich was bewegen kann.

00:32:26: wo ich wirksam bin.

00:32:28: Das wäre was, wo ich denken würde, ist es dir auch beruflich.

00:32:32: Sehr wichtig.

00:32:33: Aber Sicherheit kann ja genauso gut ein beruflicher Wert sein.

00:32:38: Bietet mir diese neue Position abrechenbar Karrierewege oder ein auskömmliches Einkommen.

00:32:47: Oder ist das zukunftsträchtig, diese Branche, in der ich hier bin?

00:32:50: Oder muss ich die ganze Zeit damit rechnen, dass die Firma pleitegeht?

00:32:54: Wenn ich ein großes Sicherheitsbedürfnis habe und Sicherheit einer meiner Werte ist, dann bin ich da vielleicht halt auch nicht ganz gut aufgehoben.

00:33:01: Also das würde ich sozusagen abklopfen.

00:33:03: Was sind denn in Hinblick auf das Veränderungsgebiet meine Werte?

00:33:08: Oder im Wohnumfeld?

00:33:10: Wohnumfeld?

00:33:11: Da kann das sein, dass du der Typ bist, der Gemeinschaft erleben möchte, Nachbarschaftliches miteinander, Zugehörigkeit.

00:33:19: Es kann aber auch sein, dass du der Typ bist, der in Wohnumfeld vor allen Dingen Anonymität schätzt, in Ruhe gelassen zu werden und schalten und walten zu können, wie man will.

00:33:29: Und Mittagspause von zwölf bis fünfzehn Uhr braucht dich da eher nicht zu interessieren.

00:33:33: Weißt du, was ich meine?

00:33:34: Also Menschen sind ja verschieden und das müsste man vielleicht von sich wissen.

00:33:39: Ich merke gerade, dass das wahrscheinlich schon beim Entscheidung treffen hilft, aber der Witz ist ja, wie wir vorhin gesagt haben, das stellt sich halt oft erst später raus.

00:33:49: Okay, was haben wir bisher herausgefunden?

00:33:52: Wie kriege ich raus, ob ich falsch abgebogen bin oder ob mein Anpassungsprozess noch nicht vollständig abgeschlossen ist?

00:33:58: Ganz wichtig, das Zeitkriterium.

00:34:01: Sehr wahrscheinlich kannst du das nach vier Wochen noch nicht wissen, gibt dir Zeit.

00:34:05: Ganz grob über den Daumen, obwohl es individuell unterschiedlich sein kann, sechs Monate.

00:34:10: Es hilft sich ein bisschen, von sich selbst zu distanzieren und relativ genau zu sagen, was ein umtreibt und wie sehr.

00:34:17: Und alle möglichen Faktoren mit reinzudenken.

00:34:20: Der wenige Schlaf, der zu viele Kaffee beispielsweise.

00:34:23: Ja, und dann kann man den Wertcheck machen.

00:34:26: Und das gibt einem dann schon eher Hinweise, ob vielleicht was vorliegt in der neuen Situation, womit man sich halt dauerhaft Nicht arrangieren kann und wo man sich auch nicht dran gewöhnen wird.

00:34:37: Und wenn das Gefühl aufkommt, ich habe schon so viel investiert, deswegen kann ich es nicht loslassen.

00:34:44: Dann kann es helfen, sich einen Zeitpunkt in einiger Zukunft festzulegen, an dem man sich sagt, bis dahin muss sich einiges verbessert haben.

00:34:53: Ich habe dafür noch eine total gute Frage, die geht auf Gary Klein zurück, der ist Kognitionspsychologe.

00:34:58: Ich pick mal nur den Aspekt raus, den ich so wesentlich finde.

00:35:02: Und zwar sagt er, stell dir vor, du bist also jetzt und hier in deiner unruhigen Situation und du gehst jetzt mal gedanklich in die Zukunft in sechs Monaten.

00:35:13: Und in sechs Monaten wird das hier alles grandios gescheitert sein.

00:35:18: Es wird sich erwiesen haben als vollkommene Fehlentscheidung, als riesige Fehler.

00:35:25: Woran wirst du das in sechs Monaten merken?

00:35:29: Das gefällt mir, das ist großartig.

00:35:32: Es zeigt sich nämlich tatsächlich, also diese Frage wird im Arbeits- und Organisationskontext häufiger mal benutzt und Teams, die diese Frage aktiv angehen, finden tatsächlich die Fehler im System.

00:35:45: Wenn du dich traust, die Frage zu stellen, wenn ich in sechs Monaten hier stehe und habe die glasklare Einsicht, das ist hier ein Fehler.

00:35:54: Dann, woran werde ich das merken?

00:35:56: Das kann helfen, dich aufmerksam zu machen auf die Punkte, die für dich nicht stimmen und die vielleicht bisher so unbewusst ihre Wirkung entfaltet haben.

00:36:06: Und eines meiner Lieblingsbeispiele, das ist schon total alt.

00:36:09: Ich erzähle das trotzdem nochmal.

00:36:10: Ich gucke ja gerne so Sendungen, wo Leute Wohnungen mieten oder Wohnungen einrichten oder Wohnungen tauschen.

00:36:17: Alles mögliche in diese Richtung.

00:36:19: Und da war ein Pärchen, das wollte eine Wohnung mit Balkon.

00:36:24: Eigentlich war das die Wunschvorstellung Wohnung mit Balkon.

00:36:27: Dann hat die Maglerin ganz geschickt, den eine andere Wohnung gezeigt, die super viele Vorzüge hatte und dieses Pärchen hat sich für diese Wohnung auch entschieden.

00:36:36: Und da hat vielleicht so ein bisschen das gegriffen, was du gesagt hast.

00:36:39: Sie haben die Entscheidung getroffen und sich deshalb das schön geschwätzt.

00:36:43: Ist ja auch eine gute Lage hier.

00:36:45: Und guck mal, gut, ist jetzt halt ohne Balkon, aber dafür der Park vor der Tür und so.

00:36:51: Und in den letzten Sequenzen dieser Sendung hat man dann noch mal die Maglerin gesehen, die mit so einem richtigen Haifischgrinsen gesagt hat, na, die werden hier in einem halben Jahr wieder ausziehen.

00:37:02: Und der Moderator so, wie bitte?

00:37:06: Ich dachte, sie haben die Traumwohnung vermittelt.

00:37:08: Und das sagt die so, nee, die hat ja kein Balkon.

00:37:11: Ich dachte so, das ist so kalt, schneut sich.

00:37:14: Aber tatsächlich, wenn dieses Pärchen sich gedacht hätte, okay, wenn wir in einem halben Jahr hier stehen und merken, es war ein riesiger Fehler, was wird der Fehler gewesen sein, dann könnten sie auch direkt beantworten.

00:37:23: Ja, weil hier kein Balkon ist und das ist für uns eigentlich unverhandelbar.

00:37:27: Warum haben wir uns da drüber labern lassen?

00:37:31: Wir machen manchmal den Fehler, wenn wir Sachen beurteilt bewerten wollen, dass wir jeder Sache gleich viel Punkte geben.

00:37:38: Lage kriegt einen Punkt, Balkon kriegt einen Punkt, Badovane kriegt einen Punkt,

00:37:41: Aussicht

00:37:42: kriegt einen Punkt, so.

00:37:44: Und dann rechnen wir die Punkte gegen.

00:37:45: Das ist aber falsch.

00:37:47: Das ist ja unsere Wertearbeit durchaus.

00:37:50: Was hat für uns welchen Wert?

00:37:53: Zehn hat halt ein Wert von zehn und die Lage nur von zwei.

00:37:56: Und dann schlägt es das bei Weitem.

00:37:58: Genau, genau.

00:37:59: Und deshalb ist das so wichtig, sich da über die eigenen Kriterien bewusst zu sein.

00:38:02: Und ich finde diese Frage deshalb interessant.

00:38:04: Das ist ein interessantes Gedankenexperiment, was ein Aufmerksam machen kann auf Dinge, die vorher einem vielleicht nicht bewusst oder nur halb bewusst waren.

00:38:12: Aber ich möchte auch die umgekehrte Frage stellen.

00:38:15: Stell dir bitte vor, du bist in sechs Monaten.

00:38:18: Dein Zukunftst du in sechs Monaten?

00:38:21: steht da vollkommen erfüllt und sagt, das war die beste Entscheidung meines Lebens.

00:38:27: Woran

00:38:28: merk ich das?

00:38:29: Und das sind Dinge, die kannst du vielleicht noch ein bisschen tunen, die kannst du vielleicht noch ein bisschen verstärken.

00:38:35: Weil wenn es Dinge an der neuen Situation gibt, die dich erfüllen, die dich glücklich machen, die es wert waren, dass du die Entscheidung getroffen hast, dann kannst du die ja vielleicht noch unterstreichen.

00:38:44: Weil vielleicht findest du dich in einem Job wieder, wo du teilweise Aufgaben hast, die du ganz ... Spannend findest, die dich erfüllen, wo du in Flow gerätst und die du richtig cool findest, aber überproportional viel Routineaufgaben oder so.

00:38:58: Und wenn du durch diese Fantasieübung mit deinem Zukunft selbst dahinterkommst, dass es die beste Entscheidung war, weil du zum Beispiel viele von diesen Aufgaben hast, dann kannst du doch jetzt schon darum bitten oder versuchen in deiner neuen Situation, davon mehr zu haben, weißt du?

00:39:16: Dann kannst du die richtigen Gespräche führen, das richtige Feintuning machen.

00:39:20: Und dann vergeht etwas Zeit, die wir uns ja einräumen wollen, in der vielleicht auch die Situation sich dir ein bisschen anpasst.

00:39:29: Ja, genau.

00:39:29: Du kannst also aktiv begünstigen, dass es sich irgendwann als eine sehr gute Entscheidung und eine gute Veränderung für dich darstellt, indem du die negativen Aspekte, die es zu einem Flop machen könnten, versuchst zu regulieren und die guten Aspekte, die es zu einem Hauptgewinn in deinem Leben machen könnten, unterstreist.

00:39:49: Und dafür finde ich diese Übung gut.

00:39:52: Es gibt übrigens eine ganz typische Sache, weil Menschen nur bei Menschen sind, kommt nach einer Entscheidung immer der Gedanke auf, hätte es nicht besser laufen können, hätte es nicht besser sein können.

00:40:04: Diese Art von Ambivalenz ist absolut normal.

00:40:08: Das hat fast jeder.

00:40:09: Stimmt.

00:40:10: Manche Menschen haben das aber, muss man sagen, auch sehr überzogen.

00:40:14: Also nicht nur, dass sie sich kaum trauen, Entscheidungen zu treffen, weil sie nicht wissen, welches die optimal und perfekte Entscheidung ist, sondern dass sie eben auch nach einer Entscheidung unglaublich hadern und ihr Gehirn die ganze Zeit so, man nennt das kontrafaktische Gedanken ausspuckt, also die Fakten hat man ja jetzt geschaffen durch die Entscheidung, die jemand getroffen hat.

00:40:35: Das sind die Fakten.

00:40:36: Aber das Gehirn ist die ganze Zeit mit, ja, aber was wäre, wenn beschäftigt?

00:40:41: Das kann... unglaublich energierabend sein.

00:40:44: Warum haben das alle Menschen?

00:40:47: Weil der Gedanke dahin gehört.

00:40:48: Evolutionsbiologisch sehr sinnvoll, denn wir müssen lernen.

00:40:53: Und dein Gehirn möchte auch lernen.

00:40:55: Das klopft jede Entscheidung darauf ab, ob es die richtige war, damit es für die kommenden Entscheidungen eine bessere Grundlage hat.

00:41:03: Ja, blöd ist halt nur, ja, dieser Gedanke animiert ein, zum Weiterdenken, zum Lernen, zum Entwickeln, indem man auf der Suche nach dem Besseren bleibt, aber er macht halt chronisch unzufrieden.

00:41:14: Wenn gut genug nie okay ist, sondern es immer noch irgendwie besser gehen muss, das ist ja sozusagen die Anleitung zum Unglücklichsein.

00:41:22: Die Dosis macht das Gift.

00:41:26: Es zu denken ist okay zum Lernen, zu viel zu denken macht dich unglücklich.

00:41:31: Was ist denn mit dem gegenteiligen Gedanken?

00:41:33: Oh, egal, was ich gemacht habe, auch hätte schlimmer kommen können.

00:41:36: Stimmt.

00:41:37: Das ist ein Gedanke, der einen eher beruhigt und der einen zufrieden macht, aber auch stagnieren lässt.

00:41:44: Wenn du dich in egal welcher Situation selber mit dem Gedanken zufrieden gibst, ja gut, schlimmer geht immer, dann bewegst du dich halt gar nicht mehr.

00:41:53: Und vielleicht bildest du auch eher sowas wie Zynismus aus.

00:41:57: Weißt du so eine Lebens... Ergebenheit, so eine Resignation, die sehe ich natürlich bei Patienten und Patientinnen auch und es kann genauso hinderlich sein.

00:42:08: Und ich habe das schon öfter mal erlebt, dass Menschen mir in der Praxis erzählt haben, dass sie, weiß ich auch nicht, dass sie irgendwie arbeiten, aber sind mit der Qualität des Produktes oder der Dienstleistung, mit der sie arbeiten.

00:42:22: überhaupt nicht zufrieden.

00:42:23: Also eigentlich verstoßen sie die ganze Zeit gegen ihre Integrität oder gegen ihren Anspruch an Qualität.

00:42:29: Können das eigentlich so alles gar nicht mittragen?

00:42:32: Und dann zu sagen, ja gut, aber woanders ist halt auch kacke.

00:42:37: Find ich schwierig.

00:42:39: Ja, könnte aber noch schlimmer sein.

00:42:43: Ja, das kann ein tröstlicher Gedanke sein und einen, der einen da auch irgendwie hält, aber...

00:42:49: Beruhigt dich in dem Moment jetzt vielleicht.

00:42:51: führt in der Gesamtheit für alle, aber zu nichts Gute.

00:42:55: Ja, genau.

00:42:56: Deshalb muss man vielleicht da irgendwie die Balance finden zwischen dem hätte besser sein können, hätte schlechter sein können.

00:43:02: Ich bin ja großer Freund von it is what it is.

00:43:04: Genau.

00:43:05: Und jetzt musst du noch gucken, kannst du dich gut anpassen und fühlst dich damit wohl oder eben nicht.

00:43:09: Oder muss sich was noch mal verändern.

00:43:13: Und das ist ein Gedanke, der für jeden, der jetzt gerade in einer Anpassungsphase mit viel Unruhe steckt.

00:43:20: hilfreich sein könnte.

00:43:22: Ganz ganz viele Entscheidungen.

00:43:24: Kann man zumindest ein Stück weit revidieren.

00:43:28: Ja, also viele Entscheidungen sind ja nicht unumkehrbar.

00:43:31: Also ich mein gut, dass man Eltern wird und so, das sind so Sachen, die sind, wie die sind.

00:43:36: Aber Jobs kann man häufig wieder zurückwechseln.

00:43:41: Umzüge kann man häufig wieder zurück an den alten Ort.

00:43:44: Also manchmal ist es ja auch gar nicht dramatisch, einfach wieder zurückzugehen.

00:43:48: Neue Beziehung.

00:43:50: Eine neue Beziehung, die man eingegangen ist, die lässt sich beenden.

00:43:53: Schwieriger Witz, eine zu beenden und dann wieder aufzunehmen, aber eine neue Beziehung lässt sich theoretisch immer beenden.

00:44:00: Und dann zurückzugehen zu der alten Beziehung

00:44:01: oder was?

00:44:02: Nein, nein, nein.

00:44:02: Einfach eine neue, ich meine noch nicht mal eine romantische Beziehung, jegliche Form von Beziehung.

00:44:06: Achso.

00:44:07: Ja, weil wir ja gerade über umkehrbare Entscheidungen sprechen.

00:44:10: Das ist übrigens ein wichtiger Punkt, wo du gerade Beziehungen ansprichst.

00:44:14: Ich habe manchmal das Gefühl, wenn Menschen viel im Kauf genommen haben, um zusammen zu sein, zum Beispiel eine turbulente Trennung oder einen Umzug oder den Kontinent wechseln mussten, um endlich beisammen sein zu können, dann steht das ganze häufig unter so einer Art Gelingedruck.

00:44:30: Dann muss das jetzt auch klappen.

00:44:31: Das ist auch so was mit dem sanken Kost.

00:44:34: Ich habe so viel investiert.

00:44:35: Das muss jetzt funktionieren.

00:44:37: Das ist auch so ein Punkt, wo viele Leute an Entscheidungen festhalten, obwohl sie die ganze Zeit fühlen.

00:44:43: Fühlt sich nicht gut an.

00:44:46: Und du meinst, da kann man die Entscheidung revidieren.

00:44:50: Trotz dem... Ja, was ich meine, in dem Moment der Unruhe.

00:44:54: Ja.

00:44:55: Kann man sich wieder ein bisschen heraushäben.

00:44:57: Aus sich.

00:44:58: und sagt, beruhige dich bitte, das ist ja alles nicht das Ende der Welt und alles muss so nicht bleiben.

00:45:04: Du kannst dir jetzt mal angucken, wie wir es gesagt haben.

00:45:07: Wie geht es mir, wann, was sind meine Werte, was sind die Kriterien?

00:45:11: Wie fühle ich mich genau?

00:45:13: Du kannst es besprechen, damit es verwörtert ist.

00:45:16: Denn wenn du es verwörtert hast, kannst du es zählen.

00:45:22: Und somit machst du daraus ein lösbares Zubearbeiten des Problems.

00:45:27: Am besten.

00:45:28: Und so kannst du dann damit umgehen, damit du dich einfach nicht von der Unruhe, die du hast, gleichzeitig noch mehr beunruhigen lässt.

00:45:35: Ja.

00:45:35: Weißt du?

00:45:36: Dass sich verunsichert fühlen, verstärkt sich ein Stück weit selbst, so ähnlich wie Angst vor der Angst.

00:45:41: Und das soll nicht sein.

00:45:42: Naja, und so ein paar Hard Facts, also wann du vielleicht auf jeden Fall diesen Weg abbrechen solltest oder anerkennen solltest, dass es ein Fehler war, ist, wie gesagt, in meinen Augen, wenn... ganz doll und offenbar dauerhaft gegen für dich zentrale Werte verstoßen wird, dann ist sehr absehbar, dass du da nicht glücklich werden kannst.

00:46:03: Zweitens, wenn es strukturell zu große Hürden gibt und damit meine ich sowas wie, das kann der schönste Job der Welt sein, aber wenn er von dir verlangt, dass du jeden Tag zwei Stunden in einem Zug sitzen musst, der kommt oder nicht kommt, dann kann das dein ganzes anderes Leben so schwer machen.

00:46:21: Und vielleicht bist du familiär an einen Ort gebunden und der tollste Job der Welt rechtfertigt dieses strukturelle Problem von diesem unüberwindbaren Weg nicht.

00:46:30: Oder wenn du sowas feststellst wie, oh, in dem neuen Job werden hundert Prozent Überstunden verlangt, aber nicht gezahlt.

00:46:36: Oder du wirst angeschrien oder irgendwie sowas, was im Grunde einfach nicht geht.

00:46:41: wenn du Angst hast.

00:46:43: Und zwar nicht so eine untergründige Angst im Sinne von Nervosität wegen der Neuheit der Situation, sondern faktisch Angst, weil du angebrüllt oder bedroht wirst oder keine Ahnung was.

00:46:53: Das sind für mich Red Flex.

00:46:55: Dinge von denen du jetzt schon weißt, dass du dich an diese nie anpassen können wirst.

00:47:01: Und wie gesagt, dass deiner Tochter und deinem Sohn auch ganz gewiss nicht empfehlen würdest, dich an das anzupassen.

00:47:08: Und vielleicht kommst du ja dann an Punkt, wo du so richtig hart spürst, dass du das bereust.

00:47:14: Wenn du richtig tief bereust, oh Gott, warum habe ich diese Entscheidung so betroffen?

00:47:18: Es tut mir leid, das war Mist.

00:47:20: Ja.

00:47:21: Aber da sind wir schon über unser Thema hinaus.

00:47:24: Weil dann weißt du schon, dass es uns stehen, aber ja.

00:47:26: Können wir noch mal irgendwann in Zukunft ein Podcast machen?

00:47:29: Lübe das Thema Reue.

00:47:30: Sicher.

00:47:30: Reue finde ich auch spannend.

00:47:32: Das ist auch ein komplexes Ding, ne?

00:47:34: Und wir

00:47:34: sind immer wieder an uns herangetragen.

00:47:36: Gerne, ja, aber heute sollte es ja, wie gesagt, nur mal darum gehen, darüber zu reflektieren.

00:47:41: Bin ich falsch abgebogen oder brauche ich einfach nur noch ein bisschen Zeit?

00:47:45: Und wir hoffen, dass da ein paar Impulse dabei waren.

00:47:49: Und ich möchte dazu eigentlich nur noch sagen, wenn man sich verfahren hat und wenn der Weg falsch war, dann ist das vielleicht auch nicht so schlimm, weil Umwege erhöhen die Ortskenntnis.

00:48:02: Wir bleiben gerne mit euch in Kontakt auf Frankhas Instagram-Seite, Frankaunterstrich, Chirutiunterstrich, Psychologie.

00:48:10: Und ansonsten hören wir uns gerne wieder nächste Woche.

00:48:13: Bis dahin, danke fürs Zuhören.

00:48:14: Tschüss.

00:48:20: Das war's für heute.

00:48:21: Ich hoffe, du konntest eine Menge frischer Gedanken für dich mitnehmen.

00:48:27: Mehr davon gibt's auch auf meiner Seite.

00:48:29: www.franca-chiruti.de Und natürlich nächste Woche wieder hier.

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